Die neugewählten Ratspräsidenten fordern wieder mehr Miteinander statt «Effekthascherei»

Jürg Stahl (SVP/ZH) ist neuer Nationalratspräsident, Ivo Bischofberger (CVP/AI) übernimmt das Ständeratspräsidium. Beide riefen in ihren Antrittsreden zu einer respektvollen Debattenkultur auf.

Mit einer schwungvollen Einlage des Spitzenturners Christian Baumann wurde der neugewählte Nationalratspräsident Jürg Stahl (SVP/ZH) am Montag in seinem Amt begrüsst. Nicht ohne Grund: Stahl ist seit kurzem auch Präsident von Swiss Olympic. (Bild: sda)

Jürg Stahl (SVP/ZH) ist neuer Nationalratspräsident, Ivo Bischofberger (CVP/AI) übernimmt das Ständeratspräsidium. Beide riefen in ihren Antrittsreden zu einer respektvollen Debattenkultur auf.

Selbst harte politische Auseinandersetzungen sollten fair und mit Gelassenheit ausgetragen werden, forderte Stahl. Bischofberger warnte vor dem Beharren auf radikalen Positionen, bewusst geschürter Polemik und reinem Spektakel. «Lassen wir uns nicht vom eigentlichen Zeitgeist der Effekthascherei anstecken.»

Für laute Töne sind die neu gewählten Präsidenten nicht bekannt. Stahl taucht selten am Rednerpult oder in Zeitungsspalten auf. Bischofberger gilt als stiller Schaffer, der zwar selten, dafür umso erfolgreicher mit Vorstössen auf sich aufmerksam macht.

Bischofberger erzielte mit 43 von 43 gültigen Stimmen ein Glanzresultat, Stahl schnitt mit 157 von 172 gültigen Stimmen durchschnittlich ab.

Kleine und grosse Zahnräder

Deutlich unterscheiden sich die Herkunftskantone der beiden neugewählten Präsidenten – und die musikalischen Darbietungen zu ihrem Amtsantritt. Stahl kommt aus dem bevölkerungsreichsten Kanton Zürich und wurde mit rockigen Tönen von MG Grace und einer schwungvollen Kunstturneinlage am «Pferd» begrüsst. Bischofberger vertritt mit Appenzell Innerrhoden den Kanton mit der kleinsten Einwohnerzahl. Traditionelle Appenzellermusik mit Hackbrett, Geigen, Cello, Bass und Gesang der Strichmusig Neff umrahmte seine Wahl.

Doch beide neugewählten Präsidenten betonten die Stärke der Vielseitigkeit. Es seien die kleineren und grösseren Zahnräder, die das so gut funktionierende Uhrwerk Schweiz antrieben, sagte Stahl in seiner Ansprache. Bischofberger betonte, jeder Kanton, so klein er auch sein möge, leiste einen äusserst nützlichen und damit auch wertvollen Beitrag für die Schweiz.



Die Neugewählten: Nationalratspräsident Jürg (SVP-ZH) links, und Ivo Bischofberger, Ständeratspräsident (CVP-AI).

Die Neugewählten: Nationalratspräsident Jürg (SVP-ZH) links, und Ivo Bischofberger, Ständeratspräsident (CVP-AI). (Bild: KEYSTONE/Anthony Anex)

Dienstältester Zürcher

Jürg Stahl ist bereits der 24. Vertreter des Kantons Zürich im Nationalratspräsidium. Der 48-jährige Winterthurer sitzt seit 1999 im Bundesparlament und ist damit dienstältester Zürcher Nationalrat.

Der 58-jährige Quereinsteiger Ivo Bischofberger kam über die Judikative in die Politik. Der langjährige Präsident des Innerrhoder Kantonsgerichts wurde 2007 von der Landsgemeinde in den Ständerat gewählt. Er übernimmt erst als dritter Innerrhödler das Ständeratspräsidium.

Neue Vizepräsidenten

Ebenfalls am Montag zum Beginn der Wintersession wurden die neuen Vizepräsidenten gewählt, die nächstes Jahr voraussichtlich die Präsidien ihrer jeweiligen Räte übernehmen. Erster Vizepräsident im Nationalrat ist Dominique de Buman (CVP/FR), im Ständerat hat Karin Keller-Sutter (FDP/SG) neu dieses Amt inne.

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