Wenn ich auf Ebay in den USA nach Ersatzteilen für mein Motorrad – das nur bis 1994 und in gerade mal 22’000 Stück hergestellt wurde – suchte, blinkten mir in der Regel fünf Angebote für jedes noch so spezielle Bauteil entgegen (einmal sogar ein ganzes, praktisch neues Motorrad, das elf Jahre in einer Garage gestanden hatte und das ich aus versehen ersteigerte – aber das ist eine andere Geschichte).
In der Schweiz ist Ebay eine Wüste, und der Platzhirsch der online-Börsen, Ricardo.ch, kommt mir bei der Produktsuche vor wie ein leergekauftes Warenhaus im ehemaligen Osteuropa. Der Unterschied liegt in der schieren Grösse: Die USA sind ein Binnenmarkt von 300 Millionen Menschen, die Schweiz – die Deutschschweiz vielmehr – zählt gerade Mal vier Millionen.
Aber das ist leider nicht alles. In den USA findet man nicht nur alles online, die Verkäufer stehen auch längst in einem Wettbewerb, der es den Kunden einfach macht, einzukaufen. Online-Shops werden genauso auf schnelle Abschlüsse und Effizienz getrimmt wie die Ladengeschäfte in der realen Welt. Bezahlen kann man mit allen US-gängigen Zahlungsmitteln, geliefert wird zu einem äusserst tiefen Preis frei Haus, und weil selbst die US-Post einem harten Wettbewerb mit UPS und FedEx ausgesetzt ist, bietet deshalb Produktversand quer über den Kontinent zu Pauschaltarifen an, von denen man sich in Europa inspirieren lassen und in der Schweiz höchstens noch träumen könnte.
Hierzulande kauft man noch immer mehr im Kaufhaus und im Fachhandel als in den virtuellen Shops, die mich in San Francisco mit allem von Elektronik bis zu Kaffee und Flugtickets, Hotelreservationen, Putzmittel und Büchern versorgt haben. Für den Rückkehrer ist das ein Schock: Ich habe einkaufen nie als Freizeitbetätigung, sondern als notwendiges Übel empfunden. Ich war dankbar, es vom Bildschirm aus erledigen und meine Freizeit mit sinnvollerem und vor allem vergnüglicherem verbringen zu können.
Und auch das ist leider noch nicht alles. Denn wen ich hier Dinge in Online-Shops finde, die ich haben möchte, dann geht das problem erst los: Geliefert wird nicht oder sehr teuer in die Schweiz; als Zahlungsmittel kommen entweder Bankeinzug oder Nachnahme mit entsprechenden Kosten, im Glücksfall Kreditkarten in Frage, iund dabei dann aber auch noch nur schweizerische – und ich bin mit meinen drei US-Karten wieder so weit weg von meinem Produkt wie zuvor.