Für ihr Debüt «Die Pürin» ist Noëmi Lerch mit dem «Terra nova»-Preis 2016 ausgezeichnet worden. Nun ist der Prosatext der 1987 geborenen Aargauer Autorin auch bühnenreif. Noémie Fiala liest ihn szenisch im Sogar Theater in Zürich.
Hoch richtet sich die Erzählerin auf, den Blick herausfordernd ins Publikum gerichtet, «wie ein Bauer, dem die Stiefel aus dem Boden wachsen». Um so selbstbewusst, hoffnungsfroh zu erscheinen, muss sie sich einen tüchtigen Ruck geben, sind es doch die Vergänglichkeit, der Abschied, der Tod, um die ihre Gedanken kreisen.
In einem Dorf in den Bergen bewirtschaftet die junge Frau zusammen mit der Pürin deren Hof, melkt die Kühe, hält den Stall sauber, mäht die Wiesen, setzt die Zäune. Verwachsen ist sie mit ihrer Arbeit, den Melkstuhl hat sie fest umgebunden, bis am Schluss des 90-minütigen Abends, als sie sich entschliesst, wegzugehen.
Bis dahin vergeht ein Jahr, von Herbst zu Herbst. Es ist eine Zeitreise mit grossen Schwankungen, mit Trauer über den Verlust des Freundes, mit der Erinnerung an die verstorbene geliebte Grossmutter, aber auch mit glücklichen Momenten im Dorf, in der Natur, mit der Pürin, deren Stärke auf sie grossen Eindruck macht.
Noëmi Lerch hat einen packenden Text über den Kreislauf des Lebens geschrieben. Er lebt von seiner Einfachheit, aber auch von starken Bildern, die in Erinnerung bleiben. Wenn sie von den Bergen erzählt, dann vergleicht sie sie «mit Riesen, die ins Tal schauen, als suchten sie den letzten Menschen».
Noémie Fiala gestaltet, liest und erzählt «Die Pürin» unter der Regie von Jasmine Hoch mit Glaubwürdigkeit, so als hätte sie den Text selber geschrieben. Ein Glück, ihr zuzuhören, ihrem lebendigen Spiel zuzuschauen.