Jubelnde Queen-Fans, der Bundespräsident als Stadtführer und viel politische Symbolik: Beim fünften Staatsbesuch der britischen Königin Elizabeth II. in Deutschland haben beide Länder enge Verbundenheit demonstriert.
Die ganz in Weiss gekleidete britische Monarchin und ihr Mann Prinz Philip trafen sich am Mittwoch mit Bundespräsident Joachim Gauck und Kanzlerin Angela Merkel. Bei trübem Wetter und kühlen Temperaturen fuhren die Royals mit Gauck und seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt auf der Spree durchs Regierungsviertel und winkten den Schaulustigen, die die Ufer säumten und dem Besuch zujubelten.
Es ist bereits der fünfte Staatsbesuch der Queen in Deutschland, 50 Jahre nachdem sie 1965 erstmals gekommen war.
Ein wichtiges Thema ist diesmal das Verhältnis Grossbritanniens zur EU: Spätestens 2017 soll es im Königreich eine Abstimmung geben, ob das Land Mitglied der Union bleibt. Davor will Premierminister David Cameron Reformen aushandeln. Er hatte am Mittwoch auch einen Termin bei Merkel. Was die Königin als britisches Staatsoberhaupt darüber zu Gauck und Merkel gesagt hat, dürfte aber geheim bleiben.
Übernachtet hatten die 89-jährige Queen und ihr 94-jähriger Mann, die am Vorabend in Berlin eingetroffen waren, im Hotel Adlon am Brandenburger Tor. Von dort fuhren sie am Vormittag vor Schloss Bellevue vor, wo Gauck und Schadt bereits warteten. Hunderte Schaulustige standen am Strassenrand, um die Monarchin zu begrüssen.
Eine Militärkapelle spielte die britische Hymne «God Save the Queen» und die deutsche Nationalhymne. Die beiden Besucher trugen sich ins Gästebuch des Bundespräsidialamtes ein und tauschten Geschenke mit dem deutschen Staatsoberhaupt aus, auf dessen Einladung sie offiziell in der Bundesrepublik sind.
Mit Gauck auf dem Boot
Die Queen hat Gauck ein Buch aus dem 19. Jahrhundert mitgebracht, die «Briefe eines Verstorbenen» von Hermann Fürst von Pückler-Muskau. Der Bundespräsident schenkte Elizabeth II. neben Lübecker Marzipan das Gemälde «Pferd in Royalblau» der Hamburger Künstlerin Nicole Leidenfrost, das die Pferdeliebhaberin als kleine Prinzessin im Sattel zeigt. Die anschliessende Unterhaltung der beiden Staatsoberhäupter dauerte etwa eine halbe Stunde und war damit etwas länger als geplant.
Nach dem Gespräch gingen die Queen, Prinz Philip, Gauck und Schadt zu Fuss an die Spree. Im Schiff «Ajax», das wie die Queen Jahrgang 1926 ist, fuhren sie über den Fluss – begrüsst von vielen jubelnden Schaulustigen am Spreeufer. Die vier winkten immer wieder der Bevölkerung zu. Gauck gab im Stehen den Stadtführer, die Gäste zeigten Interesse und zeigten immer wieder auf Gebäude, an denen das Schiff vorbeifuhr.
Bei Merkel im Kanzleramt
Die Fahrt war bewusst als Gelegenheit für die Berliner geplant, die Royals zu sehen. Es ist der Queen nach offiziellen Angaben wichtig, dass möglichst viele Menschen einen Blick auf sie werfen können. Nach der Bootsfahrt fuhren Elizabeth II. und Prinz Philip zum Kanzleramt, wo Angela Merkel sie in Empfang nahm.
Eine halbe Stunde später kamen sie wieder heraus, die Königin und die Kanzlerin plauderten angeregt. Ein von Regierungssprecher Steffen Seibert veröffentlichtes Video zeigte die Kanzlerin, die ihrem Besuch den ehemaligen Verlauf der Berliner Mauer erklärte.
Es folgte ein Moment des Innehaltens, als die Queen in der Neuen Wache am Brandenburger Tor der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedachte. Zwei Soldaten legten in ihrem Namen einen Kranz nieder.
Vortrag über typisch Britisches
Am Nachmittag hörte Königin Elizabeth II. an der Technischen Universität in Berlin einen Vortrag über typisch Britisches: den akkurat getrimmten Rasen, die Liebe zu Hunden oder James Bond. Zur «Queen’s Lecture» kam neben der Monarchin überraschend auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Für den Abend war ein festliches Bankett zu Ehren der Königin im Schloss Bellevue geplant.
Am Donnerstag fliegt Elizabeth II. mit Gauck nach Frankfurt/Main. Am Freitag besucht sie die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen in der Lüneburger Heide. Es war im April 1945 von britischen Soldaten befreit worden.