Der designierte Präsident der ETH Lausanne (EPFL), Martin Vetterli, zeigt sich bereit, mit Studentenvertretern über Studiengebühren zu diskutieren. Er weist darauf hin, dass eine umfassendere Lösung gefunden werden müsse, insbesondere bei Stipendien.
«Hier kann die Schweiz sich verbessern», sagte Vetterli in einem Interview, das die Westschweizer Zeitungen «24 Heures» und «Tribune de Genève» am Samstag publizierten. Im Januar 2017 wird Vetterli die Nachfolge von Patrick Aebischer an der Spitze der EPFL antreten.
Was die Höhe der Studiengebühren angeht, zeigte sich der Neuenburger offen, mit den Studierendenvertretern «einen konstruktiven Dialog» zu führen. Ein Studierender müsse sich bislang pro Semester mit 633 Franken an den Kosten beteiligen.
«Gemäss einer internen Schätzung müssten diese Gebühren heute knapp 1000 Franken betragen, nur schon um die Inflation zu kompensieren», sagte Vetterli. Er werde die Studierenden aber fragen, ob dieser Betrag gerechtfertigt sei für das, was sie im Gegenzug erhielten. So hätten sich etwa die Studienbedingungen stark verbessert.
«Das wahre Problem»
Der künftige EPFL-Präsident sieht allerdings auch ein Risiko bei den Studiengebühren. In gewissen US-Universitäten seien die Gebühren verdoppelt worden, was die öffentliche Hand wiederum zum Anlass genommen habe, ihre Beiträge zu kürzen – mit der Argumentation, die Hochschule könne dies ja mit weiteren Einschreibegebühren kompensieren.
Das «wahre Problem» ist laut Vetterli, wenn eine Familie ihrem Kind sagt, es müsse eine Lehre absolvieren, weil sie nicht die Mittel hätten, um es ins Gymnasium zu schicken. «Wir müssen eine umfassendere Lösung finden, insbesondere bei den Stipendien.»
Vetterli spricht sich in diesem Zusammenhang für ein Leistungssystem aus, damit der Zugang zum Studium auf dem Talent der Studierenden beruhe und nicht auf dem sozialen Status deren Eltern.
Weniger Mittel
Das Amt des EPFL-Präsidenten bringe eine «sehr grosse Verantwortung» mit sich, sagte Vetterli weiter. Besonders zum jetzigen Zeitpunkt, da der Bund die Ausgaben für Forschung, Ausbildung und Innovation senken wolle. Denn auch wenn das Budget in absoluten Zahlen erhöht werde, würden die betroffenen Institutionen «über weit weniger Mittel verfügen», als für die ihr zugewiesenen Aufgaben nötig seien. «Das ist ein schlechtes Zeichen.»
Laut Vetterli muss die Schweiz in den Bildungssektor investieren, «gerade jetzt, da unsere Beziehungen zum wissenschaftlichen Europa durch politisch schwierige Umstände bedroht sind».