UBS-Chef Sergio Ermotti stellt sich skeptisch zum automatischen Austausch von Bankinformationen zwischen der Schweiz und der EU. Eine Übernahme internationaler Normen führe nicht automatisch zu Gegenleistungen, sagte der Top-Banker in einem Interview.
«Ich bin skeptisch, weil ich nicht weiss, was wir als Land dafür bekommen», sagte Ermotti der «NZZ am Sonntag». Nachdem Luxemburg im April seine Bereitschaft bekannt gegeben hatte, Angaben zur Zinsbesteuerung von Vermögen mit anderen EU-Ländern zu teilen, und auch Österreich einen solchen Schritt vorbereitet, ist der Druck auf die Schweiz gestiegen.
«Wir sind nicht in der EU – und darum müssen wir uns auch nicht unbedingt der EU anpassen», sagte Ermotti. Er stellte in Frage, ob sich Konzessionen wie die Übernahme des automatischen Informationsaustauschs positiv auf den Marktzugang von Schweizer Finanzinstituten in Europa auswirken würde.
Ermotti forderte indessen, dass insbesondere nach dem Scheitern eines bilateralen Steuerabkommens mit Deutschland die Debatte um den Informationsaustausch geführt werden müsse. Seiner Meinung nach sollen die Gespräche mit allen wichtigen Ländern und Finanzplätzen stattfinden – auch in den USA und in Asien.
«Setzen wir uns hin und kreieren einen internationalen Standard. Dann schaffen wir Klarheit», sagte Ermotti. Im Zentrum steht für ihn die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Banken. Besorgt äusserte er sich zu den tiefen Zinsen.
Ein abrupter Anstieg der Zinsen sei aus heutiger Sicht eines der grössten Risiken für die Wirtschaft, sagte der oberste operative Chef der Grossbank. Höhere Zinsen würden zwar der UBS nützen, aber für die Investoren bleibe im Falle einer jähen Zinswende nur wenig Zeit, sich auf die neue Situation umzustellen.