Das Schweizer Davis-Cup-Team tritt in der 1. Runde der Weltgruppe in Birmingham gegen die USA als klarer Aussenseiter an. Die Viertelfinal-Qualifikation wäre eine faustdicke Überraschung.
Mit geringen Perspektiven und als klarer Underdog sind die Schweizer in den Südosten der USA nach Birmingham in den Bundesstaat Alabama gereist, wo sie bereits 2009 in der 1. Runde der Weltgruppe angetreten waren und 1:4 verloren. Alles andere als die vierte Niederlage im fünften Duell mit den USA und die Verbannung in die Abstiegsplayoffs Mitte September wäre eine grosse Überraschung. «Wir sind glasklarer Aussenseiter», sagte der Schweizer Captain Severin Lüthi, der erst am Montagabend nach 24-stündiger Reise von Melbourne via Auckland und Houston in Birmingham gelandet war.
Ein Blick auf die Weltrangliste unterstreicht die Aussage Lüthis und verdeutlicht die haushohe Favoritenrolle der Amerikaner, mit 32 Titeln die Rekordsieger im Davis Cup. US-Captain Jim Courier, der ebenso wie Lüthi direkt aus Australien anreiste, kann mit Jack Sock (ATP 20), John Isner (ATP 23), Sam Querrey (ATP 27) und Steve Johnson (ATP 31) auf seine vier besten Einzelcracks zählen. Das Schweizer Team wird von Henri Laaksonen (ATP 127) und Marco Chiudinelli (ATP 146) angeführt, nachdem US-Open-Sieger Stan Wawrinka und der frischgebackene Australien-Open-Sieger Roger Federer ihren Verzicht auf die Partie frühzeitig bekanntgegeben haben.
Von der vermeintlich klaren Ausgangslage will sich Courier aber nicht täuschen lassen, von den Einzel-Rangierungen hält er nicht viel. «Wenn du auf dem Platz stehst, interessiert sich der Ball nicht dafür, welches Ranking du hast», sagte der 46-Jährige, der Anfang der Neunzigerjahre vier Grand-Slam-Turniere gewann und die Weltrangliste anführte. «Du musst die Bälle treffen und die Punkte gewinnen.»
Chiudinellis Formkrise
Auch dank des Heimvorteils in der gut 17’500 Zuschauer fassenden Legacy Arena können die Amerikaner ihre Favoritenrolle aber nicht von sich weisen. Kommt hinzu, dass sowohl Laaksonen als auch Chiudinelli der Start in die neue Saison nicht nach Wunsch geglückt ist. Während dem gebürtigen Finnen Laaksonen immerhin ein paar Siege auf der Challenger Tour gelangen, verlor Chiudinelli alle seine drei Partien im neuen Jahr. «Klar bin ich etwas verunsichert, das Gefühl ist nicht das beste», so der 35-jährige Basler, der die Partie am Freitag gegen Jack Sock eröffnen wird. «Aber dies ist nicht das erste Mal, dass mir dies in meiner Karriere widerfährt. Irgendwann kehrt es.»
Dass die Schweizer auch ohne ihre Top-Cracks Wawrinka und Federer bestehen können, bewiesen sie im letzten September, als sie dank einem 3:2-Sieg in Taschkent gegen Usbekistan den Abstieg aus der Weltgruppe verhindern konnten. «Auch damals traute uns niemand den Sieg zu», sagte Lüthi, der aber gleich anfügte, dass die Aufgabe in den USA eine ganz andere und deutlich schwieriger sei. Das Wort Sieg will der Berner deswegen vorerst nicht in den Mund nehmen. «Es geht wie immer darum, das Maximum herauszuholen. Ich will, dass sich die Spieler in dieser Woche weiter verbessern und ich sie weiterbringen kann.»
Trotz der Formkrise seiner designierten Einzelspieler bleibt ein Hoffnungsschimmer. «Der Davis Cup ist eine andere Geschichte. Für das eigene Land zu spielen, ist immer speziell», so Lüthi. Sowohl Chiudinelli als auch Laaksonen hätten im Teamwettbewerb immer gute Leistungen gebracht. «Den Spielern ist der Davis Cup wichtig.» Unterstützt werden Laaksonen und Chiudinelli durch die beiden Romands Adrien Bossel (ATP 485) und Antoine Bellier (ATP 598), die bereits im September in Usbekistan mit dabei waren. Der 20-jährige Genfer Bellier gewann im abschliessenden Einzel den entscheidenden dritten Punkt.