Die anhaltende Trockenheit lässt die Pegel der Schweizer Gewässer sinken. Bei zahlreichen Flüssen und Bächen sind die Abflussmengen nach Angaben des Bundes so gering, wie es nur alle zwei bis fünf Jahre der Fall ist. Einige Kantone haben bereits Massnahmen ergriffen.
Die Schweiz reagiert auf die anhaltande Trockenheit: In rund zehn Kantonen dürfen Bauern aus gewissen Flüssen und Bächen kein Wasser mehr für die Bewässerung abpumpen, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur sda bei den Kantonen ergab.
In Baselland sind Wasserentnahmen aus allen Bächen und Flüssen derzeit verboten. Ausgenommen sind lediglich bewilligte Nutzungen an Birs und Rhein, den beiden grössten Gewässern auf Kantonsgebiet. Mehrere Gemeinden riefen zudem zu sparsamem Umgang mit Trinkwasser auf.
Auch die Kantone Aargau und Solothurn haben die Wasserentnahmen eingeschränkt oder gestoppt. Im Kanton Solothurn darf aus der Dünnern und ihren Zuflüssen seit Freitag nur noch eingeschränkt Wasser entnommen werden.
Einschneidende Auswirkungen für Bauern
Im Aargau darf aus der Sissle im Fricktal und aus der Bünz im Freiamt sowie den jeweiligen Zuflüssen kein Wasser mehr entnommen werden. Dies habe für einzelne landwirtschaftliche Betriebe einschneidende Auswirkungen, heisst es beim Kanton. Die Betroffenen hätten jedoch die Möglichkeit, Wasser aus den Flüssen Rhein, Aare, Reuss und Limmat zu entnehmen.
Auch in den Kantonen Zürich, Bern und Luzern sowie in mehreren Westschweizer Kantonen gelten gewisse Einschränkungen. Im Kanton Zürich sind für die Wasserentnahme aus Bächen keine provisorischen Bewilligungen mehr möglich. Bereits erteilte Konzessionen können aber im bisherigen Umfang weitergenutzt werden.
Im Kanton Bern sind Wasserentnahmen bei 80 bis 90 Prozent der in Frage kommenden Gewässer erlaubt, wie es beim Amt für Wasser und Abfall hiess. Kein Wasser darf zurzeit aus dem Oberlauf der Gürbe bezogen werden, und auch für die Biberen im Grenzgebiet zum Kanton Freiburg besteht seit einiger Zeit ein Wasserentnahmeverbot – in Absprache mit dem Nachbarkanton.
«Situation nicht alarmierend»
Im Kanton Luzern sind Wasserentnahmen aus einigen Gewässern momentan nicht möglich, etwa aus der Kleinen Emme. Die Situation sei aber nicht alarmierend, hiess es bei der Dienststelle Umwelt und Energie. Im Gegensatz zum Hitzesommer 2003, als schon der Frühling trocken gewesen sei, seien die Pegel dieses Jahr im Juni durchschnittlich gewesen.
Die Flüsse in der Ostschweiz – etwa der Rhein, die Thur und die Linth – führen derzeit sehr wenig Wasser. Der Kanton Thurgau hat ein Wasserentnahmeverbot angekündigt für den Fall, dass es bis zum nächsten Montag keine grösseren Niederschläge gibt. Betroffen wären alle Flüsse und Bäche mit Ausnahme des Seerheins.
Im Kanton Schaffhausen liegt der Pegel der Biber nur einen Zentimeter über der Marke, ab der ein Notbewässerungskonzept zum Tragen kommt. Dieses sieht eine schrittweise Reduzierung der Wasserentnahme vor.
In der Westschweiz haben die Kantone Neuenburg, Waadt, Freiburg und Jura die Wasserentnahme bereits eingeschränkt.
Eher zu viel Wasser in Uri
Anders als im Flachland präsentiert sich die Lage in Gebieten, in denen viele Bäche und Flüsse von Schmelzwasser gespiesen werden, etwa in den Kantonen Glarus und Wallis. Im Kanton Uri fliesst derzeit sogar eher zu viel Wasser, wie es beim Amt für Umweltschutz hiess. Es gebe massive Abschmelzungen.
Die Trockenheit könnte jedoch für gewisse Alpen zum Problem werden, etwa im karstigen Schächental oder auch im Isenthal. Die Gemeinde Wassen teilte am Freitag mit, die Bauern der Alp Hinterfeld im Meiental müssten ihre Kühe und Rinder wegen der Trockenheit früher als geplant ins Tal bringen.
Grosse Waldbrandgefahr
Die anhaltende Trockenheit erhöht auch die Gefahr von Waldbränden. Für das Wallis und Teile der Westschweiz gilt die höchste Gefahrenstufe. In weiten Teilen der Deutschschweiz sowie im Tessin herrscht grosse Waldbrandgefahr (Stufe 4 von 5).
Trotz der prognostizierten Gewitter am Wochenende dürften die Abflussmengen und Wasserstände im Mittelland und im Tessin weiter sinken, wie es im Hydrologischen Bulletin des Bundesamts für Umwelt (BAFU) heisst: «Die Trockenheit verschärft sich.»