Die Schweiz ist auf einen Schlag städtischer geworden. 84 Prozent der Bevölkerung leben in städtischen Gebieten, ganze 11 Prozent mehr als im Jahr 2000. Verantwortlich für den sprunghaften Anstieg sind der Bauboom, das Bevölkerungswachstum und eine neue BFS-Definition.
Früher umfasste der Raum mit städtischem Charakter isolierte Städte, die Kernstadt einer Agglomeration und andere Agglomerationen. Diese Definition genügt aber nicht mehr, um die Verstädterung ausreichend präzise zu beschreiben, wie aus den vom Bundesamt für Statistik (BFS) am Donnerstag veröffentlichten Unterlagen hervorgeht.
Aus diesem Grund wurde der Raum mit städtischem Charakter neu definiert: Neben Haupt- und Nebenkerngemeinden gibt es nun Agglomerationsgürtelgemeinden, Kerngemeinden ausserhalb von Agglomerationen und mehrfach orientierte Gemeinden. Als letztere gelten Gemeinden, in welchen mindestens ein Drittel der erwerbstätigen Bevölkerung in mehreren Agglomerationskernen arbeitet.
Die übrigen Gebiete gelten als ländliche Gemeinden ohne städtischen Charakter. In diesen leben nur 16 Prozent der Bevölkerung, jedoch auf 59 Prozent der Landesfläche. Umso dichter besiedelt ist der städtische Raum, der sich in zwei zusammenhängenden Bändern vom St. Galler Rheintal bis nach Basel und von Genf bis Bern erstreckt. Hier leben 84 Prozent der Bevölkerung auf 41 Prozent der Fläche. Nach wie vor dominieren dabei die Agglomerationen: In diesen leben 73 Prozent der Bevölkerung.
Allerdings gibt es nur noch 49 und damit eine Agglomeration weniger als nach den Zahlen von 2000. Altdorf (UR), Bad Säckingen – Stein (AG), Glaurs und Martigny (VS) gelten neu als Agglomerationen, hingegen verlieren Burgdorf (BE), Schwyz, Stans, St. Moritz (GR) und Wetzikon – Pfäffikon (ZH) den Status.
Kriterien angepasst
Bevölkerungswachstum, Ausdehnung der Siedlungs-, Industrie-, und Gewerbeareale, Abwanderung der städtischen Bevölkerung ins Umland sowie verbesserte Verkehrsinfrastruktur hätten die Raumstruktur seit der letzten Definition wesentlich verändert, schreibt das BFS. Einige damals verwendete Kriterien und Verfahren mussten daher angepasst werden.
Die wissenschaftliche Definition von Gemeinden mit städtischem Charakter und von Städten erlaubt die Messung regionaler Unterschiede oder differenzierter Wahlanalysen und kann als Orientierungsrahmen für die Regional- und Agglomerationspolitik dienen.