Vor fünfzig Jahren eröffnete Papst Johannes XXIII. das Zweite Vatikanische Konzil. Die Schweizer Bischöfe haben am Donnerstag in Bern dieses Jubiläum gefeiert und dabei auch über kontroverse Themen – wie die Reformen in der katholischen Kirche – gesprochen.
Eröffnet wurde das Jubiläum des Konzils mit einem Gottesdienst mit den Schweizer Bischöfen in der Dreifaltigkeitskirche in Bern. Eingeladen waren mehr als 220 Delegierte und Gläubige aus der ganzen Schweiz. Norbert Brunner, der Präsident der Bischofskonferenz, leitete die Messe.
Das 50-Jahr-Jubiläum sei ein Anlass, um die Texte und Beschlüsse von damals neu einzuordnen, sagte Brunner nach der Eucharistiefeier an einer Medienkonferenz. Vieles sei umgesetzt worden, anderes warte noch immer auf eine Veränderung.
„Der Geist der Reformen des Konzils muss weitergehen. Die Kirche ist immer reformbedürftig“, sagte Brunner. Gleichzeitig gab er zu, dass die Entwicklung in der katholischen Kirche etwas ins Stocken geraten ist.
Zu den Errungenschaften des Zweiten Vatikanischen Konzils zählte Norbert Brunner, dass sich das Verhältnis zwischen der katholischen Kirche und anderen Religionen verbessert habe.
Unter dem Motto „Aggiornamento“ wollte der Papst vor fünfzig Jahren die römisch-katholische Kirche an die Moderne anpassen. Die Liturgie wurde erneuert, und die Ökumene nahm ihren Anfang. Doch von der Aufbruchstimmung von damals ist heute wenig übrig geblieben, monieren reformwillige Katholiken.
Keine Reaktion auf Pfarrei-Initiative
Bischof Brunner sagte, es gebe Dinge, die umstritten seien. Diese müssten stärker regional gelöst werden. Er fügte aber an, dass die Fragen nur in „der Einheit der Kirche“ beantwortet werden könnten. „Wir Bischöfe suchen Lösungen in Gemeinschaft mit der Weltkirche.“
Zu der vor einem Monat in der Deutschschweiz lancierten Pfarrei-Initiative, die darauf aufmerksam macht, dass die Realität im Kirchenalltag oft nicht mehr mit den Beschlüssen des Konzils übereinstimme, wollte Brunner nicht Stellung nehmen. Die betroffenen Bistümer suchten mit den Initianten den Dialog, sagte er.
Um die katholische Kirche auch in Zukunft den gesellschaftlichen Veränderungen anzupassen, brauche es kein Drittes Vatikanisches Konzil, sagte Brunner. „Bischofssynoden könnten konkrete Themen wie die Zulassungsbedingungen von Priestern diskutieren.“
Drei Jahre der Vergegenwärtigung des Konzils
In den kommenden drei Jahren will die Schweizer Bischofskonferenz unter dem Motto „Den Glauben entdecken“ das Konzil weiter vergegenwärtigen. Für das erste Jahr (2012/2013) wählte sie das Motto „Den Glauben feiern“. Dabei steht die Liturgie im Vordergrund.
Das Leitmotiv des Trienniums „Den Glauben entdecken“ nimmt die Anliegen des „Jahres des Glaubens“ auf, das Papst Benedikt XVI. ausgerufen hat.