Die Schweiz liegt punkto Mehrsprachigkeit in Europa noch immer weit vorne. Dies zeigt die am Mittwoch veröffentlichte Studie „Language Rich Europe“ zum Sprachenlernen und Sprachengebrauch in Europa. Doch in der Schule droht den Landessprachen Konkurrenz durch Englisch.
In der Schweiz nehmen andere Landessprachen im Berufsleben weiterhin eine wichtige Stellung ein. Englisch verdrängt die landeseigenen Fremdsprachen nicht generell, sondern höchstens in einzelnen Industriesektoren oder Regionen. Allerdings funktionieren zahlreiche kleinere Betriebe in allen Landesteilen überwiegend einsprachig.
Dies ist ein Ergebnis der Studie, die vom British Council und dem Babylon Centre der Universität Tilburg (Niederlande) durchgeführt wurde. Hierfür wurde der Sprachengebrauch in Bildung, Medien, öffentlichen Dienstleistungen und Unternehmen in 24 europäischen Ländern und Regionen untersucht, darunter auch in den Kantonen Tessin, Genf und Zürich.
Überall in Europa wird Mehrsprachigkeit im Primar- und Sekundarschulbereich am stärksten gefördert. Schweizer Kinder beginnen eher spät damit: In 12 der befragten Länder werden Fremdsprachen ab dem ersten Primarschuljahr unterrichtet, in sieben – wie in der Schweiz – ab der Mitte der Primarschulzeit.
Englisch kommt vor Italienisch
Im obligatorischen Sprachunterricht geraten kleinere Schweizer Landessprachen indes häufig ins Hintertreffen, denn Englisch gilt als wirtschaftlich wichtig. Rätoromanisch und Italienisch sind in Schule und öffentlichem Leben sehr wenig bis wenig präsent, ausser in den eigenen Sprachterritorien, heisst es in einer Mitteilung des British Council.
Am wenigsten anerkannt, geschützt und gefördert werden laut der Studie in ganz Europa Migrantensprachen, obwohl sie in der Öffentlichkeit stark präsent sind. In der Schweiz sei ihre Integration und Förderung stark von der Region abhängig. Sprachunterricht für Migrantenkinder müssen die Ursprungsländer finanzieren, während dies in Österreich und Dänemark der Staat übernimmt.
Die Studie „Language Rich Europe“ will den Austausch über Sprachenpolitik und -praxis sowie den interkulturellen Dialog und die soziale Integration durch Sprachunterricht in Europa fördern. Sie wurde von der Europäischen Kommission finanziell unterstützt. An der Erhebung der Schweizer Daten war das Institut für Mehrsprachigkeit der Universität und der PH Freiburg beteiligt.