Die Schweizer Turner stehen am Wochenende mit als erste Schweizer Athleten im Einsatz. Die Akklimatisierung in der Olympiastadt hat für Giulia Steingruber und ihre männlichen Kollegen geklappt.
Pablo Brägger, Christian Baumann, Benjamin Gischard, Oliver Hegi und Eddy Yusof kämpfen am Samstag in der Qualifikation mit dem Team um den Einzug in den Final der besten acht Riegen. Dieser ist das grosse Ziel der Mannschaft von Nationaltrainer Bernhard Fluck, die sich als erstes Schweizer Team seit 1992 wieder für Olympia qualifizierte. «Das Ziel Nummer 1 ist das Team», stellte Captain Pablo Brägger klar. «Die persönlichen Ziele muss man ein wenig zurücknehmen.»
Bereits eine knapp Woche weilen die Kunstturner in der Olympiastadt. Nachdem der Start zur Olympia-Mission nicht reibungslos geklappt hatte – der Flug von Zürich nach Rio de Janeiro musste wegen zu viel Fracht in Teneriffa zwischenlanden -, fand sich die STV-Riege im olympischen Dorf schnell zurecht. Die Wege sind kurz, die Apartments im 17. Stock einfach, aber zufriedenstellend, die Trainingsbedingungen gut. «Das olympische Dorf ist riesig. Aber wir fühlen uns zuhause», so Brägger, der zusammen mit Hegi und Yusof alle sechs Geräte und damit den Mehrkampf bestreiten wird.
Auch das Podiumstraining am Donnerstag klappte, auch wenn die Farbe Grün in der Halle etwas gewöhnungsbedürftig ist. «Es war ein gutes, aber nicht perfektes Training», sagte Felix Stingelin, der Chef Spitzensport des STV. Sie hätten noch Luft nach oben, aber das sei gut so. «Die Jungs sind bereit, einmal mehr die Halle zu rocken.»
Im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen ist Giulia Steingruber als Einzelkämpferin unterwegs. Die Doppel-Europameisterin von Bern tritt am Sonntagnachmittag zu ihrem Qualifikationswettkampf an. Die Ziele der 22-jährigen Ostschweizerin bei ihrer zweiten Olympiateilnahme nach London 2012 sind klar: die Qualifikation für den Mehrkampf-, den Sprung- und den Boden-Final. «Aber ich nehme Schritt für Schritt», so Steingruber.
Mit der Eröffnungsfeier, bei der Steingruber die Schweizer Delegation beim Einmarsch ins Maracanã als Fahnenträgerin anführen wird, steht das erste Highlight für sie bereits am Freitag im Programm. Nach Rücksprache mit ihrem Trainer Zoltan Jordanov entschied sie sich, diese Ehre, welche ihr bereits an den Europa-Spielen 2015 in Baku zuteil geworden war, anzunehmen. «Wir haben alles so geplant, dass es passt.»
Im Gegensatz zu den Männern weilt Steingruber erst seit Anfang Woche in Rio. Sie habe den Rhythmus gefunden, schlafe gut und könne im Training Vollgas geben. Das weitläufige olympische Dorf mit den vielen Wasserspielen, einem Pool und der riesigen Essenshalle gefallen ihr. «Es ist sehr speziell.» Nur den Jetlag hat sie noch nicht ganz überwunden. «Ich wache jeden Tag um 5 Uhr auf. Aber das geht, so glaube ich, allen Schweizern so», sagte Steingruber mit einem Lachen.