Einen ganzen Monat bleibt die SBB-Gotthardlinie nach dem Felssturz in Gurtnellen UR gesperrt. Für den Güterverkehr sucht die SBB nach Ausweichrouten via Österreich und Frankreich. Der Reiseverkehr ist umgeleitet. Der verschüttete 29-Jährige wurde noch nicht geborgen.
Es sei tragisch, dass der Urner Arbeiter bei Sicherungsarbeiten ums Leben gekommen sei, sagte der SBB-Geologe Markus Hauser am Mittwoch an einer Medienkonferenz in Erstfeld UR. Wann der Leichnam geborgen werden könne, sei unklar, es bestehe weiter akute Felssturzgefahr.
Sorgen bereitet den Geologen vor allem ein 500 Kubikmeter grosser Felsen am rechten Rand der Absturzstelle. Damit die Bergung des Leichnams, den unbegleitete Suchhunde am Dienstag orteten, bald möglich ist, wird der Einsatz eines ferngesteuerten Baggers erwogen.
Der Bergsturz ereignete sich wenige Meter neben der Stelle, an der im März ein Felssturz niederging und das Gleis verschüttete. Seit April waren Arbeiter daran, die alte Absturzstelle zu sichern. Die Arbeiten wären bald beendet gewesen.
Geologen überrascht
Das Felsstück, das sich am Dienstag löste, war 60 auf 40 Meter gross und 15 Meter dick. Die Geologen zeigten sich überrascht vom Ort und der Grösse, aber auch von der Geschwindigkeit des Abbruchs. Der Felssturz vom März sei im Vergleich zum jüngsten Unglück „eine kleine Sache gewesen“.
Am Dienstagabend haben Arbeiter begonnen, das Gelände oberhalb des Felssturzes zu roden. Damit ein Einblick in die Geologie möglich wird, soll die Oberfläche ganz freigelegt werden, wie Hanspeter Bonetti von der Baufirma Gasser erklärte.
Die Geologen werden dann vom Berghang ein geologisches Modell erstellen. So könne herausgefunden, was zur Gewährung der Sicherheit zu tun sei, sagte Hauser.
Eine Schwierigkeit wird auch sein, die mehreren tausend Kubikmeter Steine von der Absturzstelle zu räumen. Diese ist im engen Tal nur über die beschädigte Bahnlinie zu erreichen.
„Wir haben hochgerechnet, dass all dies mindestens einen Monat dauern wird“, sagte SBB-Sprecher Reto Kormann am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Die Gotthardlinie bleibe demzufolge einen ganzen Monat lang gesperrt.
Problem für den Güterverkehr
Sehr stark beeinträchtigt sei der Güterverkehr. Momentan seien zehn Güterzüge in der Schweiz abgestellt, weitere zehn in Deutschland.
Für den Güterverkehr sucht die SBB fieberhaft nach Ausweichrouten via Österreich (Brenner) und Frankreich (Mont Cenis). Denn die Lötschberg-Simplon-Achse ist als Ausweichroute wenig geeignet. Die Simplonröhre wird zurzeit saniert, ihre Kapazität ist dadurch ohnehin schon eingeschränkt.
Weniger Probleme dürfte es beim Reiseverkehr geben. Einem Teil der 4000 täglich die Gotthardlinie benützenden Reisenden – jenen aus den Räumen Basel, Olten, Aarau und Bern – empfiehlt die SBB die Lötschberg-Simplon-Achse. Reisende aus den Räumen Zürich und Luzern steigen zwischen Flüelen und Erstfeld auf rund 15 im Einsatz stehende Ersatzbusse um. Sie müssen mit einer Reisezeitverlängerung von 60 bis 90 Minuten rechnen.