Die Spatzen trailorn es von den Dächern

Dank Trailor können wir uns manch einen Film ersparen – aber nie einen Lebensabschnitt. Warum gibt es nicht auch Trailor von Wochensitzungen, Verwandtenbesuchen oder Hüftoperationen? Ach, wäre das Leben mehr wie Kino! Trailor ersparen uns dort manch einen schlechten Film. Im Leben ist das nicht so: Keiner zeigt uns von den blöden Ferien in Miami, […]

Dank Trailor können wir uns manch einen Film ersparen – aber nie einen Lebensabschnitt. Warum gibt es nicht auch Trailor von Wochensitzungen, Verwandtenbesuchen oder Hüftoperationen?

Ach, wäre das Leben mehr wie Kino! Trailor ersparen uns dort manch einen schlechten Film. Im Leben ist das nicht so: Keiner zeigt uns von den blöden Ferien in Miami, oder von unserer Scheidung mit Sue einen Trailor, bevor wir in der 11. Reihe sitzen und zum Ausgang schielen.

Deshalb lieben wir Kino-Trailor. Weil sie uns rasch ins Bild setzen, was uns bevorsteht. Sie fassen knackig zusammen, was uns ansonsten in quälend lähmender Länge auch nicht klüger verträllert wird. Trailor ersparen uns nicht nur das Absitzen von Fantasy-Action-Zukunftsschocker-Thrillern. Trailor statten uns auch mit der jener Minimalkenntnis aus, die es braucht, um sich an einem Stehparty-Gespräch über Film zu beteiligen.

Wer gerne solche knackige, minimalkenntnisreiche Gespräche führt, sollte pünktlich im Kino erscheinen, um sich nicht nur die Werbung, sondern auch gerne mal acht bis zehn Filme reinzutrailorn. Danach kann man minimalkenntnisreiche Gespräche über Filme so kurz und knackig führen, dass einem dabei ein Trailor bereits schon wieder so lang wie ein Langspielfilm vorkommt.

Trotzdem steckt mehr in der Liebe zum Trailor, der sekundenschnell einen ganzen Film an uns vorbeisausen lässt: Er spielt auch mit unserer Todessehnsucht. Kurz vor unserem Ableben soll nämlich, wenn man Ablebensberatern glauben darf, unser Lebensfilm noch einmal an uns vorbeiziehen. Darauf freue ich mich jetzt schon: Noch mal – in Sekundenschnelle – Schule, Militär, all die Fussballspiele, Wochensitzungen an mir vorbeiziehen lasseun, all die Wanderungen und all der Sex!

Und dann werden in der vorletzten Attosekunde auch noch alle Filme an mir vorbeizwitschern, die ich im Leben gesehen habe! Wow! Allerdings, danach —  in der allerletzten Millisekunde meines Lebenstrailors, in welcher auch dieser Trailor in Nanosekunden zusammengetrailort wird, werde ich in deren letzten Pikosekunde möglicherweise von Petrus noch in ein minimalstkenntnisreiches Gespräch verwickeln werden, wie ich es schon von Stehparties kenne, ehe dann mein endgültig allerletztes Femtosekündchen schlagen wird, in dem zum letzten Mal nach dem Trailor der Wunsch wach wird, doch – den Film will ich sehen.

 

 

 

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