Die St. Jakobshalle erhält ein neues Gesicht. Zwei Dinge waren Heinrich Degelo vom verantwortlichen Architektenteam bei der Sanierungsplanung besonders wichtig: «Die Multifunktionalität – und dann natürlich das Erscheinungsbild der Halle. Wer ein Ticket für 1000 Franken kauft, will nicht vom Ambiente einer Zivilschutzanlage empfangen werden», sagt Degelo an der Medienkonferenz vom Mittwochmorgen.
1000 Franken? Veranstaltungen, die den Besuchern der St. Jakobshalle so viel wert sind, sind momentan noch schwer vorstellbar. Aber das könnte sich bald ändern. Der Plan für die Sanierung und Modernisierung der Halle verspricht einen Gebäudekomplex, der die St. Jakobshalle auf dem Schweizer Event-Markt neu positionieren soll.
Modernere Infrastruktur benötigt
Mit 60 gegen 31 Stimmen verabschiedete der Grosse Rat 2011 einen Projektierungskredit von 4,8 Millionen Franken für eine Sanierung der St. Jakobshalle. Seither wurde ein Konzept erarbeitet, das Christoph Eymann (Vorsteher Erziehungsdepartement) und Hans-Peter Wessels (Vorsteher Bau- und Verkehrsdepartement) sowie Thomas Fries (Leiter Projektmanagement Hochbauamt) am Mittwoch den Medien vorstellten.
Die wichtigsten Pojektziele im Überblick:
- Die sanierte Halle soll 30 bis 50 Jahre lang genutzt werden können.
- Das Brandschutzkonzept und die Fluchtwege werden den aktuellen Richtlinien angepasst. Dadurch erfolgt eine Maximierung der Zuschauerkapazität von 9000 auf 12’000.
- Modernisierung der Infrastruktur und Gebäudetechnik. Die klimaneutrale Verwaltung wird damit gewährleistet.
- Hohe architektonische und gestalterische Qualität.
- Realisierung unter Berücksichtigung des fortlaufenden Betriebs in der Halle. Events können während der Sanierung weiterhin stattfinden.
Die Halle aus dem Jahr 1975 wird zeitgemässen Standards für grosse Events längst nicht mehr gerecht. «Grosse Bands verlangen heute nach einer viel grösseren Infrastruktur als damals», sagt Wessels. Die neue Halle soll die ganz grossen Acts wieder zurück nach Basel holen.
In den letzten Jahren gastierten Superstars wie Jay-Z und Kanye West lieber im Hallenstadion Zürich. Dieses wurde bereits 2004/2005 umgebaut und fasst seither 13’000 Zuschauer. Mit der Sanierung soll auch die St. Jakobshalle mit 12’000 statt bisher 9000 Plätzen mehr Besucher fassen können. Damit soll sich auch die Attraktivität für Veranstalter erheblich steigern.
Noch fehle es zwar an konkreten Anfragen für Events in der Grössendimension eines Hallenstadions, sagt Eymann, «aber mit dem Geschäftsführer St. Jakobshalle vom Erziehungsdepartement, Thomas Kastl, verfügen wir über einen Mann mit ausgezeichneten Kontakten.» Kastl war von 2010 bis 2013 Geschäftsleiter des grössten Schweizer Konzertveranstalters Good News. «Die Chancen stehen gut, dass wir uns auf dem Veranstaltungsmarkt neu positionieren können», meint Eymann.
Kein Unterbruch für etablierte Events
Dem Sanierungsprojekt stand vor vier Jahren der Vorschlag eines Neubaus der St. Jakobshalle gegenüber. Der Vorteil der Sanierung: Veranstaltungen wie die Swiss Indoors, das CSI oder Generalversammlungen grosser Unternehmen können weiterhin stattfinden. Ein Neubau hätte solche Anlässe über längere Zeit verunmöglicht und damit womöglich wichtige Veranstalter vergrault. Die Sanierung aber gehe punktuell vonstatten und kommt den wichtigen Anlässen nicht in die Quere, so Wessels.
Kosten soll die Sanierung 107 Millionen Franken. Der Regierungsrat hat dem Grossen Rat einen entsprechenden Baukredit beantragt. Davon wurden 2011 bereits vier Millionen Franken für die Planung bewilligt und inzwischen ausgegeben.
Weder Wessels noch Eymann zweifeln an der Annahme des Baukredits durch den Grossen Rat. Schliesslich seien die im Antrag zum Projektierungskredit formulierten Ziele mit einer höheren Zuschauerkapazität und höheren Energiestandards zum Teil übertroffen worden. Und auch terminlich und finanziell sei man «voll im Fahrplan».
Münchenstein entscheidet mit
Entscheiden wird jedoch nicht nur der Grosse Rat über die Zukunft der St. Jakobshalle: Zwar gehört das Gebäude der Einwohnergemeinde Basel-Stadt, die Parzelle aber liegt auf dem Gemeindegebiet Münchenstein. Das neue Vordach des Projekts ragt weit über sein bisheriges Ausmass hinaus in die Zone «städtischer Freiraum». Das macht ein Quartierplanverfahren und eine Zonenänderung notwendig.
Die Verhandlungen in Münchenstein laufen bereits. Auch hier zeigen sich die Verantwortlichen zuversichtlich, dass die Gemeinde das Projekt unterstützen wird.