Die Stadt St. Gallen feiert 2012 ihren Stadtheiligen: Mit Ausstellungen und einem Festakt am 20. April wird daran erinnert, wie sich der Wandermönch und Stadtvater Gallus vor 1400 Jahren im Steinachtobel niederliess, unweit der heutigen Kathedrale.
Die Gallus-Legende, die auf das Jahr 612 zurück geht, ist für die St. Galler Schulkinder Pflichtstoff. Als barocker Bilderzyklus ziert sie auch die Gallus-Kapelle im Stiftsbezirk. Dieses Juwel wird von April bis Oktober für das Publikum geöffnet. Die Kapelle ist sonst nicht zugänglich.
Ein offizieller Festakt zum Gallus-Jubiläum findet am 20. April 2012 statt. Die Schweizer Post gibt im März eine Sondermarke „1400 Jahre Gallus“ heraus.
Touristische Aufwertung
Die Stiftsbibliothek und der Stiftsbezirk erhalten ein Besucherzentrum mit Tourist-Information und Souvenirladen – eine längst fällige Verbesserung. Bisher suchten Touristen im UNESCO-Weltkulturerbe vergeblich ein Besucherzentrum.
Die Stiftsbibliothek verfügt über einen Schatz an Handschriften und Drucken mit Bezug zu Gallus und zeigt die schönsten und wertvollsten Stücke. Ebenfalls zum Jubiläum erscheint im Reclam-Verlag die lateinische Gallus-Vita von Walahfrid Strabo (808-849) neu, erstmals mit vollständiger deutscher Übersetzung.
Überraschende Einblicke verspricht das Historische und Völkerkundemuseum St. Gallen mit seiner Ausstellung „Gallus – Kult, Kitsch, Karikatur“ (April bis Oktober). Gezeigt wird Gallus im Alltag – vom Wirtshausschild über den Bierdeckel bis zum Maskottchen des FC St. Gallen.
Waffeln
Eine St. Galler Bäckerei produziert Gallus-Waffeln nach historischem Vorbild: Der Direktor des Historischen und Völkerkundemuseums ersteigerte auf einer Auktion in München ein 450 Jahre altes Waffeleisen aus dem Haus des Fürstabtes Blarer, der dem Kloster St. Gallen von 1530 bis 1564 vorstand.
Ein neues „altes“ Gesicht hat die Altstadt erhalten: Die Stadt liess die Strassen und Plätze beim Stiftsbezirk mit Kopfsteinpflaster versehen. Archäologische Grabungen verzögerten die Arbeiten. Dafür kamen unter dem Asphalt Überreste mittelalterlicher Klosteranlagen zum Vorschein.
Archäologen erhoffen sich davon Aufschluss, wie weit das einstige Kloster nach dem berühmten St. Galler Klosterplan aus dem 9. Jahrhundert gebaut wurde. Der 112 mal 77 Zentimeter grosse Plan auf Pergament ist der einzige erhaltene exakte Bauplan aus dem frühen Mittelalter. Der Klosterplan wird noch immer erforscht.