Auch im aktuellen Jahr hat sich der Trend zu weltweit steigenden Temperaturen fortgesetzt. Trotz dem Wetterphänomen La Niña, das für Kühlung sorgte, war 2011 das zehntwärmste seit Beginn der Messungen 1850.
Zu diesem Ergebnis kommt die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) in einem am Dienstag in Genf und auf der Weltklimakonferenz im südafrikanischen Durban vorgestellten Bericht. Von Januar bis Oktober 2011 lagen die Durchschnittstemperaturen laut WMO auf der Erdoberfläche um 0,41 Grad über dem jährlichen Mittel von 1961 bis 1990. 2010 waren es 0,52 Grad gewesen.
Die Temperaturen sind 2011 im Vergleich zum Vorjahr tiefer, weil der sogenannte La-Niña-Effekt eine kühlende Wirkung hat, wie die WMO mitteilte. Diesem Wetterphänomen werden auch die Dürre am Horn von Afrika und die Überschwemmungen im Süden Afrikas, im Osten Australiens und im Süden Asiens zugeschrieben.
„Die Temperaturen scheinen dieses Jahr nicht spektakulär, aber es ist bemerkenswert, dass 2011 eines der zehn wärmsten Jahre ist“, sagte WMO-Generalsekretär Michel Jarraud vor den Medien in Genf. 2011 sei das wärmste Jahr mit einem La-Niña-Effekt seit Messbeginn.
Die zehn Jahre von 2002 bis 2011 seien zudem das wärmste je gemessene Jahrzehnt. Die 13 wärmsten Jahre der Vergangenheit sind laut der UNO-Organisation alle in den vergangenen 15 Jahren aufgetreten. Wenn die Treibhausgasemissionen nicht reduziert würden, steige die Temperatur bis 2100 um 2,5 Grad im Vergleich zu 1990, warnte Jarraud.
Auswirkungen des Klimawandels
Die wissenschaftliche Grundlage des vorläufigen Jahresberichts sei solide und beweise unzweideutig, dass sich die Erde erwärme, sagte WMO-Direktor R.D.J. Lengoasa am Rande der Weltklimakonferenz. Die menschlichen Aktivitäten seien dabei ein wichtiger Faktor gewesen. „Der Klimawandel ist real, und wir beobachten seine Auswirkungen in Wetter- und Klimamustern auf der ganzen Welt“, sagte er.
Die WMO weist auch auf den Gletscherschwund hin: Das Volumen des arktischen Meereises sei in diesem Jahr so gering wie nie zuvor gewesen, heisst es im Bericht. Seine Ausdehnung habe den zweitniedrigsten Stand der Geschichte erreicht.
„Die Gletscher schmelzen in einem schnellen Tempo“, sagte Jarraud. Das Meeresniveau werde daher noch schneller als vorhergesagt steigen.