Im Wettbewerb der Bergbahnen punktet die Stanserhorn-Bahn mit einer Weltneuheit: Ab Freitag ist die Spitze des Stanser Hausberges auf 1850 Metern über Meer mit einer so genannten Cabrio-Bahn – Gondeln mit einem offenen Oberdeck – erreichbar.
Die Fahrt auf das Stanserhorn beginnt weiterhin nostalgisch. Auf der ersten Sektion verkehrt weiterhin die alte Standseilbahn aus dem Jahr 1893. Dann gehts mit neuster Technologie weiter. Ein neuartiges Seilbahnsystem mit zwei Doppeldeck-Gondeln bringt die Touristen in die Höhe. Pro Stunde können so 465 Gäste befördert werden.
Die Gondeln fassen auf dem unteren, geschlossenen Deck 60 Personen. Von dort führt eine Treppe auf das offene Oberdeck, das 30 Personen Platz bietet. Diese können das sich weitende Panorama über Voralpen und Mittelland open air und bei frischem Wind geniessen. Die 2320 Meter lange Strecke wird in sechseinhalb Minuten zurückgelegt.
Seitliche Tragseile
Die Cabrio-Bahn stellte die Goldauer Seilbahnfirma Garaventa vor neue Herausforderungen. Mit dem offenen Deck konnten die Gondeln nicht einfach auf konventionelle Weise am Tragseil aufgehängt werden. Statt dessen laufen die Kabinen auf zwei seitlich geführten Tragseilen.
Neu ist auch die Niveauregulierung. Um die Längspendelung innerhalb von Sekundenbruchteilen auszugleichen, verfügen die Gondeln über zwei hydraulische Zylinder.
Anlass für den Neubau gab die 2011 auslaufende Konzession für die alte Stanserhorn-Luftseilbahn. Die „verrückte Idee“ mit dem offenen Oberdeck sei an einem Abend im Juni 2004 geboren worden, sagte Bahndirektor Jürg Balsiger am Donnerstag anlässlich der Jungfernfahrt vom Donnerstag.
Verzögerungen und Mehrkosten
Bei der Realisierung des ungewöhnlichen Projektes gab es allerdings etliche Probleme. So traten technische Probleme beim Betrieb der Materialseilbahn auf. Zudem genügten ihre Transportleistungen nicht, weshalb eine zweite Materialseilbahn auf der Südseite des Stanserhorns errichtet werden musste.
Sorgen gab es auch mit dem Baugrund der Bergstation. Er zeigte sich in grösserer Tiefe nicht aus festem Fels, sondern als lockeres, zerklüftetes Gestein. Die Betonkonstruktion musste wesentlich verstärkt und die Verankerung im Berg mit längeren und schwerere Ankern gesichert werden. Dazu kam der sehr gedrängte Zeitplan.
Die Probleme führte zu Verzögerungen und zu Mehrkosten. Statt am 1. März, wie 2010 verkündet, nimmt die Cabrio-Bahn nun erst Ende Juni den Betrieb auf. Und die Kosten stiegen von 24,9 auf 28,1 Mio. Franken.