Die ZSC Lions gewinnen auswärts gegen Titelverteidiger Bern 5:3 und qualifizieren sich für den Final im Schweizer Eishockey-Cup. Gegner Lausanne geniesst am Mittwoch, 3. Februar, Heimrecht.
Die Geschichte vom vergangenen Jahr wiederholte sich nicht, als Ryan Gardner die Berner ebenfalls im Halbfinal 22 Sekunden vor Schluss zum 2:1-Sieg geschossen hatte. Statt zu Königen machten sich die Berner am Dreikönigstag zu Bettlern. Der SCB macht sich derzeit das Leben selber schwer. In der Meisterschaft kann er sich nicht aus dem Strichkampf absetzen, und im Gegensatz zum Vorjahr wird der Cup nicht als Rettungsanker dienen.
Die Berner gaben einen 2:0- und 3:1-Vorsprung leichtfertig aus der Hand – vor allem, weil dem Gegner viel zu einfach Tore ermöglicht wurden. Beim entscheidenden 3:4 knapp elf Minuten vor Schluss spazierte Ryan Keller viel zu einfach durch die zu passive SCB-Abwehr und bezwang Goalie Jakub Stepanek mit einem platzierten Schluss in die untere Ecke.
Die Wende hatte aber bereits am Ende des zweiten Drittels stattgefunden. Innerhalb von 53 Sekunden gelangen Severin Blindenbacher und Pius Suter die Tore zum 3:3-Ausgleich. Die gesamte Berner Hintermannschaft – inklusive Stepanek – machte dabei einen unkonzentrierten und fahrigen Eindruck.
Damit brachten sie sich selber um die Früchte für eine engagierte Leistung. Lange hatten die Berner das Spielgeschehen bestimmt. Die ZSC Lions hatten ein Drittel gebraucht, um zu realisieren, dass von ihnen ein Cupfight mit entsprechendem Engagement erwartet wurde. Der SCB nutzte vor der stattlichen Kulisse von gut 15’000 Fans die anfängliche Harmlosigkeit der Zürcher zu einer verdienten 2:0-Führung. Haudegen Timo Helbling traf in der 8. Minute mit einem Weitschuss, Derek Roy doppelte drei Minuten später nach einem Fehler Cédric Hächlers nach. Goalie Niklas Schlegel sah beim zweiten Treffer, einem Backhand-Schüsschen zwischen den Schonern hindurch, schlecht aus und musste Ersatz Thomas Bäumle Platz machen. Dieser strahlte in der Folge viel Ruhe aus.
Er musste sich nur noch einmal geschlagen geben, als der Finne Sean Bergenheim, der anstelle des gesperrten Cory Conacher ins Team zurückkehrte, mit dem 3:1 eine Druckphase der Berner krönte. Er arbeitete den Abpraller eines eigenen Schusses über die Linie und brachte die Berner in der 34. Minute wieder mit zwei Treffern Differenz in Führung. Es blieb allerdings ein Muster ohne Wert. Die Lions erwachten spät, aber noch rechtzeitig. Sie zeichneten sich durch eine Effizienz und Stabilität aus, die den Bernern derzeit abgeht. Im letzten Drittel kam der SCB kaum noch zu Chancen.
Die ZSC Lions hingegen tanzen nach wie vor auf zwei Hochzeiten. In der Meisterschaft führen sie die Tabelle an und können nun am 3. Februar in Lausanne bereits vor den Playoffs einen Titel gewinnen. Den Cup, der vor einem Jahr wieder eingeführt wurde, hatten sie 1960 und 1961 – noch als Zürcher Schlittschuh-Club – nach Zürich geholt.
Bern – ZSC Lions 3:5 (2:0, 1:3, 0:2)
15’283 Zuschauer. – SR Kurmann/Vinnerborg, Tscherrig/Wüst. – Tore: 8. Helbling (Plüss, Bergenheim) 1:0. 11. Roy 2:0. 23. Bärtschi 2:1. 34. Bergenheim (Roy, Moser) 3:1. 38. (37:37) Blindenbacher (Neuenschwander) 3:2. 39. (38:30) Suter (Keller) 3:3. 50. Keller (Rundblad) 3:4. 60. (59:27) Künzle (Schannon, Siegenthaler) 3:5 (ins leere Tor). – Strafen: je 3mal 2 Minuten.
Bern: Stepanek; Kousa, Flurin Randegger; Gian-Andrea Randegger, Gerber; Helbling, Krueger; Dubois, Burren; Moser, Plüss, Bergenheim; Bodenmann, Roy, Scherwey; Alain Berger, Rüfenacht, Pascal Berger; Müller, Luca Hischier, Reichert.
ZSC Lions: Schlegel (11. Bäumle); Blindenbacher, Geering; Rundblad, Siegenthaler; Seger, Phil Baltisberger; Hächler, Bergeron; Prassl, Keller, Wick; Nilsson, Malgin, Herzog; Bärtschi, Schäppi, Neuenschwander; Künzle, Shannon, Suter.
Bemerkungen: Bern ohne Conacher (gesperrt), Blum, Bührer, Ebbett, Jobin, Kobasew, Kreis, Ness, Smith und Untersander (alle verletzt), ZSC Lions ohne Trachsler, Cunti, Chris Baltisberger, Schnyder, Flüeler, Fritsche (alle verletzt), Karrer (krank) und Matthews (U20-WM). Pfostenschuss Bergeron (10.). Bern von 59:10 bis 59:27 ohne Torhüter.