Der Dieselskandal in den USA kommt Volkswagen teurer zu stehen als zunächst gedacht. Der Konzern muss für die Entschädigung von Dieselbesitzern und die Wiedergutmachung von Umweltbelastungen die Rekordsumme von mehr als 15 Milliarden Dollar bezahlen.
Davon sind gut 10 Milliarden Dollar für den Rückkauf von fast einer halben Million manipulierter Dieselautos mit 2,0-Liter-Motoren vorgesehen, wie am Dienstag aus Gerichtsdokumenten hervorging. Weitere fast fünf Milliarden Dollar soll Volkswagen in zwei Umweltfonds einzahlen – einen als Ausgleich für jahrelang überhöhten Stickoxidausstoss und einen weiteren zur Förderung emissionsfreier Fahrzeuge.
Zudem sollen einem Insider zufolge mindestens 600 Millionen Dollar an mindestens 44 klagende US-Bundesstaaten fliessen. Damit ist dies der teuerste Vergleich, den ein Autobauer je wegen Vergehen in den USA mit den Behörden schliessen musste.
Volkswagen hatte vor neun Monaten auf Druck der US-Umweltbehörden zugegeben, Abgaswerte mit einer Software manipuliert zu haben. Am Dienstag lief die vom Bezirksgericht in San Francisco gesetzte Frist ab, bis zu der die Kläger einen mit dem Wolfsburger Konzern ausgehandelten aussergerichtlichen Vergleich präsentieren sollten, wie die Manipulation von Dieselabgasen technisch behoben und die US-Kunden entschädigt werden sollen.
Weniger hohe Summe erwartet
In der vergangenen Woche war von etwa 10 Milliarden Dollar die Rede gewesen, die zur Beilegung der Manipulationen in den USA nötig wären. Mit weiteren 5 Milliarden Euro an Kosten wurden einem Insider zufolge in Europa gerechnet.
Obwohl der US-Vergleich teurer ausfällt als erwartet, reagierten Analysten positiv. «Das Abkommen sieht vernünftig aus und dürfte die Unsicherheit beenden», schrieb Arndt Ellinghorst von Everore ISI. Er gehe davon aus, dass der Aktienmarkt mit der höheren Zahl «OK» sein werde. Die nach Bekanntwerden des Skandals im Herbst gebeutelte VW-Aktie legte zeitweise um 4,7 Prozent zu.
Für die Reparatur der weltweit insgesamt rund elf Millionen manipulierten Dieselfahrzeuge sowie juristische Risiken hat der Konzern rund 16,2 Milliarden Euro (umgerechnet rund 18 Milliarden Dollar) zur Seite gelegt. Davon verschlingt der nun in den USA nach monatelangem Tauziehen ausgehandelte Vergleich nun einen Grossteil.
Weitere Entschädigungen gefordert
Unklar war zunächst, ob Volkswagen deshalb seine Rückstellungen aufstocken muss. Denn auch in anderen Ländern könnten Entschädigungszahlungen fällig werden. In Europa, wo rund 8,5 Millionen Fahrzeuge betroffen sind, wurden bereits Stimmen laut, die eine ähnliche Entschädigung wie in den USA fordern.
Nicht enthalten in den Rückstellungen sind Forderungen von Investoren, die einen Ausgleich für erlittene Wertverluste ihrer Aktien und Anleihen durchsetzen wollen. Diese hält Volkswagen für unbegründet. In den USA laufen wegen des Abgas-Skandals zudem strafrechtliche Ermittlungen gegen Volkswagen.