Dieser Film ist eine Katastrophe

Wer zwei Stunden Lebenszeit zu verschwenden hat, kann das im Kino tun: «Independence Day: Resurgence» bietet sich dafür an.

Erd-Zerstörung, die zweite: Hier lassen die Aliens Dubai auf London stürzen. Kommentiert wird das mit den Worten: «Sie treffen gern die Wahrzeichen.»

(Bild: ©20th Century Fox)

Wer zwei Stunden Lebenszeit zu verschwenden hat, kann das im Kino tun: «Independence Day: Resurgence» bietet sich dafür an.

Spoilern gilt anerkanntermassen als doof – doch bei «Independence Day: Resurgence» kommt man als Kritiker nicht umhin, weil man sonst nix erzählen könnte.

Also rasch wegklicken, wer unverdorben ins Kino will. Oder aber weiterlesen, denn vielleicht kann man sich so das Kinoticket sparen und sich stattdessen mit dem Batzen ein grosses Glace kaufen.

20 Jahre nach «Independence Day» also lässt Regisseur Roland Emmerich die Aliens wieder zur Erde zurückkehren. So weit, so gut. Und dann kommt das grosse Aber.

Das Originellste am Film ist nach fünf Minuten vorbei (und es ist auch nicht revolutionär): Wir erfahren, wie eine Welt aussähe, die mit Aliens in Kontakt gekommen ist. Unsere Technologie hätte sich mit Alientechnologie vermischt, und die Menschen lebten in Frieden, nachdem sie den gemeinsamen Feind in grosser Einigkeit besiegten. Weltfrieden, was will man mehr.

Lasst uns uns langweilen!

Und was folgt dann? 115 Minuten pure Einfallslosigkeit.

Das fängt schon bei der Political Correctness an: Die USA werden präsidiert von einer Frau. Natürlich. Der Afroamerikaner ist ja inzwischen Realität und somit nicht mehr fortschrittlich.

Hoffen wir also auf den Plot. Doch oje. Die Ausserirdischen sind dieselben wie vor 20 Jahren, und weil man sie ja damals schon besiegte, weiss man jetzt, wie’s geht. So geht Problemlösung in drei Minuten.

Grandiose Schauspieler wenigstens? Fehlanzeige. Auch diese scheinen gelangweilt, die Figuren wirken dementsprechend flach (und was macht eigentlich Charlotte Gainsbourg hier?).




«Sag mal, weisst Du, was das Ganze soll?» Jeff Goldblum und Bill Pullman wundern sich mit uns. (Bild: ©20th Century Fox)

Selbst vom 1996er-Pathos (was für eine Präsidentenrede! – und das von einem deutschen Regisseur) bleibt nur noch wenig, als wäre auch ihm die Luft ausgegangen.

Man könnte also noch hoffen auf herausragende Special Effects. Aber nö, was uns 1996 noch in Staunen versetzen konnte, wurde seither unzählige Male reproduziert und verbessert. Neues hat Emmerich nicht zu bieten, und auch die 3D-Technologie hätte man sich sparen können.

Beschäftigungstherapie?

Zum Schluss bleibt eigentlich nur die Frage, warum dieser zweite «Independence Day»-Film gedreht wurde.

Es hat ein bisschen was von Beschäftigungstherapie. Die Schauspieler Jeff Goldblum, Bill Pullman und Vivica A. Fox waren vielleicht froh, mal wieder auf der grossen Leinwand zu erscheinen, selbst wenn sie dabei draufgehen. Und Emmerich hatte in «2012» bereits die ganze Welt zerstört – das liess sich sowieso nicht mehr toppen. Also dachte man sich wohl, hey, lasst uns zusammen etwas Spass haben! Nur haben sie darüber den Spass für’s Publikum vergessen.

Loben kann man eigentlich nur Will Smith, den Helden aus dem ersten Film: Er weigerte sich, beim Sequel mitzuspielen. Sicherlich der richtige Entscheid. Damit bleibt er uns mit jener Szene in Erinnerung, die aus beiden «Independence Day»-Teilen zusammen genommen die beste bleibt: «Welcome to earth».

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«Independence Day: Resurgence» läuft ab Donnerstag, 14. Juli, in den Basler Kinos.

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