Digitales Geschäft wird für Tamedia immer wichtiger

Die zunehmende Digitalisierung schlägt sich auch im Halbjahresergebnis von Tamedia nieder. Der Medienkonzern hat erstmals die Hälfte des Betriebsgewinns (Ebitda) mit dem digitalen Angebot erzielt.

Der Medienkonzern Tamedia kann das rückläufige Printgeschäft mit Zuwächsen im Digitalbereich teilweise kompensieren.

(Bild: sda)

Die zunehmende Digitalisierung schlägt sich auch im Halbjahresergebnis von Tamedia nieder. Der Medienkonzern hat erstmals die Hälfte des Betriebsgewinns (Ebitda) mit dem digitalen Angebot erzielt.

«Das ist eine wichtige historische Marke», sagte Konzernchef Christoph Tonini am Donnerstag an einer Telefonkonferenz. Die Investitionen in digitale Geschäftsmodelle und digitale publizistische Angebote zahlten sich aus.

Seit dem Frühling verfügen alle regionalen Tageszeitungen von Tamedia über digitale Bezahlmodelle. Gleichzeitig investiert der Konzern in digitales Marketing und Produktenwicklung. «Äusserst erfolgreich» entwickle sich auch 20minuten.ch.

Mit Beteiligungen in Österreich werden die Pendlermedien weiter wachsen. Ziel sei es, dass das Newsportal heute.at in drei bis vier Jahren eine ähnliche Position habe wie 20minuten.ch in der Schweiz, sagte Tonini.

Der Rückgang des Gesamtergebnisses um 22 Prozent auf 55,8 Millionen Franken ist laut Mitteilung unter anderem auf das tiefere Finanzergebnis zurückzuführen. Im Vorjahr hatte dies durch einen Beteiligungs-Verkauf insgesamt 17 Millionen Franken beigetragen.

Sorgenkind Printwerbung

Der Umsatz des Medienunternehmens fiel um 5,1 Prozent auf 503,6 Millionen Franken. Als Grund dafür nannte Tamedia rückläufige Print-Werbeerlöse. In der Folge sank das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 6,9 Prozent auf 99,7 Millionen Franken.

Der Rückgang der Werbeerlöse hat sich gegenüber dem Vorjahr noch beschleunigt. Und auch steigende Digitalerlöse konnten den sinkenden Umsatz in der Publizistik nicht kompensieren. Tamedia prüft daher laufend weitere Massnahmen zur Effizienzsteigerung sowie Kooperationen.

Gespräche würden mit allen Mediengruppen geführt, sagte Tonini. Die «Basler Zeitung» sei davon nicht ausgenommen. «Gespräche über einen Abtausch gibt es nicht», sagte Tonini zu entsprechenden Gerüchten.

Einen deutlichen Rückgang musste das Unternehmen im Geschäftsfeld Publizistik Regional hinnehmen. Hier sank der Umsatz um 11,2 Prozent auf 233,5 Millionen Franken. Gründe dafür sind neben rückläufigem Print-Werbeerlös die Schliessung der Akzidenzdruckerei Ziegler zu Ende 2015. Das Betriebsergebnis (EBITDA) dieser Sparte ging um 22,2 Prozent auf 32,9 Millionen Franken zurück.

Kompensation durch Digitalgeschäft

Etwas besser sieht es in der Sparte Publizistik National aus und zwar dank des Medienverbunds 20 Minuten. Der Umsatz fiel um 5,3 Prozent auf 176,7 Millionen Franken, vor allem wegen des rückläufigen Werbemarkts bei den Sonntagszeitungen und bei einzelnen Zeitschriften. Einen Teil des Rückgangs konnten die steigenden Einnahmen aus dem Digitalgeschäft kompensieren. Das Ergebnis (Ebitda) sank um 9,4 Prozent auf 32,9 Millionen Franken.

Erneut aufwärts ging es dagegen im Geschäftsfeld Digital, das sind sämtliche Angebote, die rein kommerziell ausgerichtet sind und ohne publizistische Inhalte auskommen. Hier verzeichnet das Unternehmen einen Umsatzanstieg um 8,5 Prozent auf 117 Millionen Franken. Die JobCloud AG, das Immobilienportal homegate.ch sowie das Ticketingportal starticket.ch hätten sich erfreulich entwickelt. Das Ergebnis (Ebitda) stieg um 30,8 Prozent auf 44,9 Millionen Franken.

Technologie-Kompetenz weiter ausbauen

«Technologie-Kompetenz ist für Medienunternehmen heute von zentraler strategischer Bedeutung», sagte Tonini. Der Digitalbereich von Tamedia werde daher auf zwei Köpfe verteilt. Per 1. Januar 2017 wird Samuel Hügli neuer CTO & Head Digital Ventures. Der 46-Jährige war zwischen 2000 und 2011 bei Ringier tätig, unter anderem als Leiter Technik & Informatik, Group CIO und CFO der Ringier Gruppe.

Der neue Unternehmensbereich Technologie & Digital Ventures umfasst die bisherige Corporate IT, die IT Publishing, die IT Digital sowie die digitalen Ventures. Christoph Brand verantwortet dann weiterhin als Head Classified & Marketplaces die strategischen Kernaktivitäten.

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