Mit Konzerten des Schweizer Elektro-Akustikers Dimlite und des amerikanischen Pianisten Jason Moran ist am Mittwochabend das 38. Jazz Festival Willisau eröffnet worden. Bis am Sonntag treten rund 20 Gruppen auf, vorwiegend aus der Schweiz und den USA.
Das Eröffnungskonzert markierte die Spannweite des Festivals, das zum dritten Mal unter der Leitung von Arno Troxler steht. Auf der einen Seite der 37-jährige Jason Moran mit seinem Trio, das sich in einer aktuellen Interpretation des traditionellen schwarzen, amerikanischen Jazzes versucht.
Auf der andern Seite der Schweizer Dimitri Grimm, der sich als Dimlite mit seinen Tracks international einen Namen gemacht hat, den aber in der Schweiz nur wenige kennen. Dimlite steht für die experimentelle Seite des Festivals mit elektronischen Sounds.
Diese Programmierung spiegelt auch Arno Troxlers Gratwanderung – oder den Spagat – zwischen der klaren, jazzigen Geschichte des Festivals und einer Öffnung auf aktuelle, rockige und elektronische Klänge. Erklärtes Ziel: das bisherige, alternde Publikum nicht zu verlieren und zugleich eine jüngere Zuhörerschaft zu gewinnen.
Bei seinem ersten Festival 2010 musste Arno Troxler einen Einbruch beim Publikumsaufmarsch in Kauf nehmen – eine Tendenz, die freilich schon in den Vorjahren unter seinem Onkel, dem Festivalgründer Niklaus Troxler, eingesetzt hatte. 2011 konnte der Zuhörerschwund zumindest gestoppt werden.
Schweizer und Amerikaner
Trotz der Berücksichtigung unterschiedlichster Erwartungen macht Troxler bei der Organisation des Festivals keine Kompromisse bei der Qualität. Und er legt ein eigenständiges Programm vor, dass sich von der Beliebigkeit vieler Festivals abhebt. Schwerpunkte bilden dieses Jahr Gruppen aus der Schweiz und den USA.
So kann man beispielsweise das „zirkumpolare“ Grossorchester „Der Grosse Bär“ mit 23 bekannten Schweizer Musikern (u.a. Peter Schärli, Harald Haerter, Fredy Studer) hören – und den als „theatralischen Anschlag auf das Musikverständnis“ angekündigten Auftritt des Sextetts „Hildegard lernt Fliegen“.
Kontinuität und Experimente
Bei den Amerikanern verkörpern der Gitarrist Bill Frisell und der Drummer Gerry Hemingway sozusagen die Kontinuität des Festivals, während die Formation These Arches des jungen Schlagzeugers Ches Smith an der Schnittstelle von Rock und Jazz experimentiert.
Rund 90 Musiker kommen dieses Jahr nach Willisau. Zu hören sind sie bei den Doppelkonzerten in der Festhalle sowie den Konzertreihen Intimities in der Stadtmühle, Late Spot im Festhalle-Club sowie On The Road auf dem Festivalgelände und im Städtchen.