Überschattet von diplomatischen Spannungen ist das niederländische Königspaar zu einem Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin nach Moskau gereist. Vor allem der Fall des unter niederländischer Flagge fahrenden Greenpeace-Schiffs «Arctic Sunrise» belastet das bilaterale Verhältnis.
«Die aktuelle Situation ist zu einem grossen Masse durch Den Haags Nachlässigkeit verursacht worden», sagte ein Sprecher des russischen Aussenministeriums am Freitag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge.
Die Niederlande als Flaggenstaat hätten sich «inaktiv» verhalten trotz des Wissens, dass die – mittlerweile in Russland inhaftierte – 30-köpfige Besatzung «gesetzwidrige Handlungen» geplant habe, sagte der Sprecher. Den Umweltschützern droht nach ihrem Protest gegen Ölbohrungen in der Arktis eine lange Haftstrafe wegen Rowdytums. Unter den Inhaftierten befindet sich auch der Schweizer Aktivist Marco Weber.
Für Samstag ist ein Treffen der Aussenminister beider Länder geplant. «Wir sind bereit, die Fragen auf dieser Ebene zu besprechen», kündigte Putins Berater Juri Uschakow an. Zudem habe der Präsident die Probleme bereits in einem «konstruktiven» Telefonat mit dem niederländischen Regierungschef Mark Rutte diskutiert.
Ehrendiner im Kreml
Putin wollte am Abend König Willem-Alexander und dessen Ehefrau Máxima empfangen und ihnen zu Ehren ein Diner im Kreml geben. Die bilateralen Probleme seien dabei aber vermutlich kein Thema, sagte Uschakow. «Es ist sehr unwahrscheinlich, dass dies zur Sprache kommt.» Der König könne schon wegen seiner verfassungsrechtlich verankerten Rechte nicht über «politisch sensible Themen» sprechen.
Willem-Alexander und Máxima besuchen an diesem Samstag ein Konzert des Amsterdamer Concertgebouw-Orchesters mit Werken von Ludwig van Beethoven und Richard Strauss. Die Reise des Königspaares markiert den Abschluss eines russisch-niederländischen Freundschaftsjahres zur Feier von 400 Jahren diplomatischer Beziehungen. Das Verhältnis ist aber wegen Übergriffen auf Diplomaten in beiden Staaten, des festgesetzten Greenpeace-Schiffs sowie niederländischer Kritik am staatlichen Druck auf Homosexuelle in Russland nicht spannungsfrei.