Die Tessiner Staatsanwaltschaft hat gegen den italienischen Direktor und zwei Mitarbeiter einer Tessiner Baufirma Anklage wegen des Verdachts auf Erpressung und Dokumentenfälschung erhoben. Das Unternehmen soll seinen Arbeitern im Frühjahr Dumpinglöhne gezahlt haben, wie die Staatsanwaltschaft am Mittwoch mitteilte.
Damit die betroffenen Angestellten, allesamt italienische Grenzgänger, die Niedriglöhne akzeptierten, seien sie von dem Direktor und dessen italienischem Mitarbeiter erheblich unter Druck gesetzt worden. Wer protestierte, habe mit sofortiger Kündigung rechnen müssen.
Um die Abweichung vom Gesamtarbeitsvertrag zu vertuschen, wurde der Schweizer Buchhalter der Firma angewiesen, die Lohnzettel zu fälschen. Die Differenz diente den Angeklagten gemäss Strafbehörde zur persönlichen Bereicherung.
Die Schadenssumme belaufe sich zwar „nur“ auf einige tausend Franken, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft der Nachrichtenagentur sda. Schwerer wiege in diesem Fall jedoch die moralische Schuld der Beteiligten, die sich die wirtschaftliche Abhängigkeit der Arbeiter zunutze gemacht hätten.
Die italienischen Grenzgänger waren von der Firma unter anderem auf der Baustelle des Kulturzentrums Lugano eingesetzt worden. Den Fall hatte die Gewerkschaft den Behörden gemeldet. Der Firmendirektor und sein italienischer Kollege sassen bereits 51 respektive 25 Tage in Untersuchungshaft.