Dirty Melzl schiesst scharf

Der Tonfall stimmt, die Frisur noch nicht: Mit BaZ-Kolumnist Markus Melzl hat Basel endlich einen «Angry White Man» vom Kaliber eines Donald Trump. Satiriker in den USA haben traditionell leichtes Spiel, aus beiden politischen Lagern kommt Steilvorlage um Steilvorlage für bissige Pointen. In den letzten Monaten wurde ihre Arbeit jedoch noch einfacher, dank Donald Trump […]

Rhetorischer Querschläger von trumpschem Kaliber: Als Polizist schoss Markus Melzl gegen Kriminelle, heute gegen alles was links von ihm steht.

Der Tonfall stimmt, die Frisur noch nicht: Mit BaZ-Kolumnist Markus Melzl hat Basel endlich einen «Angry White Man» vom Kaliber eines Donald Trump.

Satiriker in den USA haben traditionell leichtes Spiel, aus beiden politischen Lagern kommt Steilvorlage um Steilvorlage für bissige Pointen. In den letzten Monaten wurde ihre Arbeit jedoch noch einfacher, dank Donald Trump – dem möglicherweise ersten «openly asshole» Präsidenten der Vereinigten Staaten.

Da könnte man hierzulande richtig neidisch werden. Zwar mangelt es auch in Basel nicht an Volksvertretern, die Realsatire mit Realpolitik verwechseln, Exemplare vom Kaliber eines Trump sind in unseren Gefilden jedoch rar gesät. Wir haben höchstens André Auderset, der mit seinen politischen Vorstössen da und dort für Erheiterung sorgt. In Sachen Wutbürgertum kann es aber nicht einmal unser «Odi» mit Trump aufnehmen.

(Bild: � Dominick Reuter / Reuters)

Es war also ein Moment grosser Freude, der heute Morgen in den Redaktionsräumen von Schrot & Korn zu spüren war. Endlich haben wir auch einen «Angry White Man». Endlich gibt es auch in Basel einen angejahrten Herrn mit grosser, unkanalisierter Wut im Bauch. Einer Wut, die er in Sätze giesst, die gerade noch als kohärent durchgehen können.

Markus Melzl – früher Kriminalkommissär und Stawa-Sprecher, heute BaZ-Kolumnist – hat sich über seiner Tastatur ereifert. Anlass: die Kritik am Basel Tattoo und am dröhnenden Auftritt der Kunstflugstaffel Patrouille Suisse. Immer noch die alte Spürnase, wittert er in den Lärmklagen eine Verschwörung linker Sozialromantiker, Armeeabschaffer und unpatriotischer Nestbeschmutzer.

Ein kurzes Best Of:

«Eine Bloggerin schrieb, dass ihr Kind in panische Angst geriet und kaum mehr beruhigt werden konnte. Dass dieses Problem eher bei der ­Mutter als bei der Luftwaffe zu orten ist, hat sie beim Verfassen ihres Beitrages offenbar nicht realisiert.»

«Ein Kommentator schrieb, dass kriegstraumatisierte Flüchtlinge verängstigt waren und überhaupt kein Verständnis aufbrachten für diese martialische Patrouille-Suisse-Demonstration. Vielleicht wäre es ja auch sinnvoll, wenn das Staatssekretariat für Migration beim Schleusen­öffnen für sämt­liche Migrationsströme nicht nur Informationsunterlagen über die Rekursmöglichkeiten bei abschlägigen Bleibeentscheiden abgeben, sondern auch Aufklärungsarbeit über unsere Armee betreiben würde.»

Schleusenöffnen? Migrantenströme? Und schon tastet sich Melzl ein erstes Mal an sein grosses Vorbild, das milliardenschwere Haarteil aus New York, heran.

Melzl weiter:

«Wer als Flüchtling in unserem Land Aufnahme findet, sollte froh sein, einen sicheren Hafen gefunden zu haben, und es irritiert, wenn sich namens ­dieser Menschen gewisse Kommentatoren dazu animiert fühlen, in Zeitungsblogs und Webforen sozialer Medien unserer Armee in die Suppe zu spucken.»

Seine rhetorischen Rundumschläge garniert Melzl mit herzerwärmenden Erinnerungen an seine Kindheit und die Anerkennung, die ihm sein militaristisches Wissen bei Autoritätspersonen eintrug:

«Als Buben haben wir in den Ski- und Wanderferien jeweils mit grossen Augen in den Himmel geschaut und die Manöver der damaligen Hunter- und Venom-Staffeln fasziniert verfolgt. Wenn wir die Flugzeugtypen auf Anhieb richtig erkannten, wurden wir vom Vater und in Schullagern von den Lehrern gelobt.»

«Vor dem Schlafengehen fantasierten wir noch darüber, ob vielleicht später sogar mal einer von uns als Militärpilot mit einem solchen Armee-Jet über unser Land donnern dürfe. Diese Fantasiegeschichten wurden uns tags darauf nicht von Schulpsychologen ausge­trieben, und trotzdem machte keiner von uns Karriere als Massenmörder oder Mehrfachvergewaltiger.»

Jackpot! Nun wissen wir: Auf dem Gebiet der überdrehten Geschmacklosigkeiten kann der Herr aus der Melzl Mansion dem Herrn im Trump Tower das Wasser reichen.

Und wir wissen auch: Aus Melzl ist weder ein Kampfpilot noch ein Massenmörder geworden. Aus ihm ist jemand geworden, der mit seiner Riesenknarre auf Fotos posiert und in seiner Zeitungskolumne über Flüchtlinge schnödet.

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Disclaimer: Dieser Beitrag wurde Trommel-Erik zur Qualitätskontrolle vorgelegt. Er findets «Wältklass» und überlegt sich, nächstes Jahr Flugi-Fan Melzl mit Fallschirm über dem Tattoo abzuwerfen.

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