Die Stars schimpfen, die Schiedsrichter kommen ins Schwitzen, die Medien machen sich lustig. Der erste offizielle Test zur Einführung des Videobeweises im Profi-Fussball misslingt bei der Klub-WM.
«Das ist kein Fussball», sagte Reals Luka Modric nach dem 2:0-Halbfinalsieg gegen Club America aus Mexiko-City. Teamkollege Lucas Vazquez störte «die lange Warterei bis zum Entscheid. Das nervt, das Spiel verliert sein Wesen.» Die Medien in Spanien schlugen in die gleiche Kerbe. «Technopfusch», titelte die Madrider Sportzeitung «AS». «Marca» sprach von «Chaos» und «Klamauk».
Was war passiert? In der Nachspielzeit hatte Ronaldo gegen America zum 2:0 getroffen. Die Mexikaner protestierten wegen einer vermeintlichen Offside-Stellung. Schiedsrichter Enrique Caceres annullierte zunächst auf Hinweis des Videobeobachters das Tor, die Mexikaner führten den entsprechenden Freistoss aus. Doch dann hiess es plötzlich: Das Tor gilt doch.
Schon im ersten Halbfinal zwischen Kashima und Atletico Nacional aus Kolumbien hatte der Videobeweis für Unruhe gesorgt. Das erste Tor der Japaner war einem Foulpenalty entsprungen, der nach Überprüfung der Videoaufnahmen verhängt wurde. Schiedsrichter Viktor Kassai hatte das Foul zunächst übersehen und das Spiel 44 Sekunden lang weiter laufen lassen, bis ihm der Hinweis aus dem Videoraum per Funk ins Ohr geflüstert wurde. Kassai lief zu einem kleinen Bildschirm am Spielfeldrand, sah das Foul und zeigte auf den Penaltypunkt. «Das ist eine Komödie», rief ein spanischer TV-Kommentator empört.
David Elleray, Technischer Direktor des International Football Association Board (IFAB), sagte, das «Projekt» werde fortgesetzt. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin meinte unterdessen unter dem Eindruck der Proteste, die Einführung des Videobeweises gehöre vorerst nicht zu den Plänen der UEFA. «Schauen wir mal, was die Zukunft bringt.»