Bereits zum vierten Mal treffen Novak Djokovic und Andy Murray im Final des Australian Open (ab 09.30 Uhr) aufeinander. Bislang verliess immer der 28-jährige Serbe als Sieger den Platz.
Andy Murray hat turbulente Tage in Melbourne hinter sich. Daheim wartet seine hoch schwangere Frau Kim auf die Geburt des ersten Kindes. Hätten die Wehen bereits eingesetzt, wäre Murray schon gar nicht mehr hier. «Dann fliege ich sofort nach Hause», hatte der 28-jährige Schotte vor Turnierbeginn klipp und klar gesagt. Während des Turniers brach dann auch noch der Schwiegervater, Coach Nigel Sears (58), während eines Spiels seines Schützlings Ana Ivanovic zusammen. Wieder erlebte Murray bange Momente, pendelte zwischen der Tennisanlage und dem Spital hin und her. «Wenn es von Nigel (Sears) keine positiven Nachrichten gegeben hätte, hätte ich nicht weitergespielt», so Murray.
Bislang wandte sich für Andy Murray und seine Familie alles zum Guten. Bleibt das auch im Final so? Dort trifft Murray auf Novak Djokovic, einen alten Bekannten. Schon dreimal standen sich der serbische Weltranglistenerste und Murray, die Nummer 2 der Welt, in der Rod-Laver-Arena im Final gegenüber, stets siegte Djokovic. «Interpretiert das, wie ihr wollt», sagte Murray, der vor sechs Jahren auch noch gegen Roger Federer einen Australian-Open-Final verlor. «Auch fünf Finals hier sind eine Leistung, die mir keiner nehmen kann.»
Obwohl er Novak Djokovic vor einem Jahr in vier Sätzen unterlag (6:7, 7:6, 3:6, 0:6), schöpft Murray aus dieser Partie Mut. «Drei Sätze lang war es ein Spiel auf höchstem Niveau und sehr eng», sagte der Davis-Cup-Champion. «Das Wichtigste wird sein, dass ich mein höchstes Niveau über einen langen Zeitraum halten kann», sagte Murray. «Nicht nur hie und da für ein paar Punkte, sondern während des gesamten Spiels.»
Im Halbfinal gegen Milos Raonic brauchte Murray lange, um in Schwung zu kommen. Erst nach mehr als vier Stunden und fünf Sätzen zwang er den Kanadier in die Knie. Djokovic konnte sich zeitgleich erholen; er hatte sich den Finaleinzug bereits am Donnerstag durch einen eindrucksvollen Sieg über Roger Federer gesichert. Vom zweiten Halbfinal schaute sich Djokovic im TV nur den Entscheidungssatz an. Djokovic: «Wir kennen uns sehr gut, unsere Spielweise ähnelt sich sehr. Und dass Andy Murray auch ein grosser Champion ist, war mir schon vorher klar.»
Dass er die bisherigen drei Finals in Melbourne gewonnen und Murray in zehn der letzten elf Duelle besiegt hat, will Djokovic ebenfalls nicht überbewerten. «Ich werde ihn deswegen auf keinen Fall unterschätzen», so Djokovic. Siegte Djokovic, würde er mit seinem elften Grand-Slam-Titel in der ewigen Bestenliste mit der australischen Legende Rod Laver gleichziehen – und das ausgerechnet in der nach dem 77-jährigen Laver benannten Arena.