Am letzten Wochenende ist die Meldung durchgesickert, nun ist es offiziell: die Abfahrts-Olympiasiegerin Dominique Gisin tritt zurück.
Der Ort, an dem Dominique Gisin das Ende ihrer Karriere bekannt gab, hätte passender nicht gewählt sein können: Auf dem Gebirgs-Flugplatz von Méribel erklärte die 29-jährige Engelbergerin, die einst die Selektion zur Kampfpiloten überstand, dass es für sie keine weitere Saison im alpinen Weltcup mehr geben wird.
Eine durch zahlreiche Verletzungen und Operationen belastete sportliche Laufbahn nimmt damit ein Ende. Bezeichnend war bereits der Einstieg in den Weltcup: Im Dezember 2005 erlitt sie in Lake Louise in ihrer ersten Abfahrt auf höchster Ebene – ohne zu stürzen – eine Knieverletzung. Neunmal insgesamt musste sie operative Eingriffe am Knie vornehmen lassen, immer kämpfte sie sich hartnäckig zurück, mit letztlich nachhaltigem Erfolg. Denn ihr Name wird immer mit dem grossen Triumph verknüpft bleiben, den sie im letzten Winter eingefahren hat: dem Abfahrts-Olympiasieg 2014 in Rosa Chutor oberhalb von Sotschi.
Die aktuelle Saison indes verlief nicht mehr wie erhofft. Auf die Speed-Rennen der WM in Beaver Creek musste sie verletzungsbedingt verzichten. Das beste Ergebnis des Winters war der 5. Platz in der Abfahrt von Val d’Isère. Im Weltcup geht der letzte ihrer sieben Podestplätze auf Dezember 2011 zurück. Ihre drei Siege realisierte sie im Januar 2009 (Abfahrten in Zauchensee und Cortina) sowie im März 2010 (Super-G in Crans-Montana).
Mit Dominique Gisin verabschiedet sich eine Frau mit aussergewöhnlich vielen Talenten, die sich nicht auf die sportliche Ebene beschränken. Die im Engadin aufgewachsene Innerschweizerin besitzt seit 2011 eine Fluglizenz, sie bestand den Numerus clausus in Medizin, interessiert sich für Mathematik und wird sich fortan weiter dem Physik-Studium widmen.