Don Jon, ein Frauenheld auf der Suche nach Heilung

«Don Jon» trägt tiefergelegte Hosen und fährt einen Hobel mit Remus-Auspuff. Sein Handy-Bildschirmschoner zeigt eine weibliche Hinterachse, und die Telefonnummern von Frauen werden im Speicher mit Bezeichnungen wie: «Die mit dem grünen String», «Die Kichererbse» etc. versehen. Sind Sie dafür fit? Machen wir erst einen kurzen Fitnesstest: Sind Sie fit für «Don Jon»? Dann beantworten […]

«Don Jon» trägt tiefergelegte Hosen und fährt einen Hobel mit Remus-Auspuff. Sein Handy-Bildschirmschoner zeigt eine weibliche Hinterachse, und die Telefonnummern von Frauen werden im Speicher mit Bezeichnungen wie: «Die mit dem grünen String», «Die Kichererbse» etc. versehen. Sind Sie dafür fit?

Machen wir erst einen kurzen Fitnesstest: Sind Sie fit für «Don Jon»? Dann beantworten Sie die Frage: Ist Joseph Gordon-Levitt ein Frauenschwarm? Ja? Dann haben Sie den ersten Teil des Tests bestanden. Kommen wir zum zweiten Teil: Subtrahieren Sie von Mozarts «Don Giovanni» die kompositorische Raffinesse, den Reiz der Stimmen, die Pikanterie der erotischen Tändeleien, und die literarischen Verweise der Dialoge. Gut. Übersehen Sie jetzt die sozialen Rollenspiele von «Don Giovanni» und vergessen Sie die Herkunft der Damen. Jetzt verstehen Sie «Don Giovanni» wie der Regisseur Joseph Gordon-Levitt. Ich fürchte allerdings, dass Sie gar nicht bis hierher gelesen haben: Niemand mit einem so hohen Testosteron-Spiegel, wie er Joseph Gordon-Levitt-Fans eigen ist, liest eine Minute ununterbrochen über seinen Star, ohne vom Gedanken an eine Körbchengrösse abgelenkt zu sein.

Der ultimative Testosteron-Test

Gut. Da Sie weiter lesen, nehme ich an, dass ihr Testosteron-Spiegel doch etwas tiefer liegt – Sie sind wohl eher eine Frau: Kommen wir also zum dritten Teil des «Don Jon»-Testes: Führen Sie sich nun kurz Scarlett Johansson vor Augen. Was fällt Ihnen als erstes ein? Ihre Hüfte? Ihre beiden Augen? Ihre Unterlippen? Ihre klugen Antworten in Woody Allens «Scoop»? Wenn ich das richtig verstehe, haben Sie nun doch etwas testosteronhaltig reagiert. Eine gewisse «Don Jon»-Fitness kann ich Ihnen nun nicht mehr abstreiten. 

Wer ist dieser «Don Jon», den sich  Joseph Gordon-Levitt da erfunden hat? Don frequentiert Porno-Portale wie Banker die Aktienkurse: Im Sekundentakt. Wer wie er «Don Jon»-mässig auf Kurve ist, trägt tiefergelegte Hosen und fährt einen Hobel mit Remus-Auspuff. Ausserdem zeigt sein Handy-Bildschirmschoner eine weibliche Hinterachse, und die Telefonnummern von Frauen werden im Speicher mit Bezeichnungen wie: «Die mit dem grünen String», «Die Kichererbse» etc. versehen.

«Don Jon» hat eigentlich nur ein Problem: Testosteron. Dessen Vorhandensein engt seine Wahrnehmung ausschliesslich auf sexuelle Reize ein, zwingt ihn, seinen Bewegungsapparat bei überhöhter Muskelarbeit zu stählen, und lässt sein Verlangen nach sexueller Befriedigung ins Unermessliche wachsen. Nur logisch also, dass «Don Jon» beim Sex mit sich selbst die tiefste Befriedigung findet, die ein Mann kennt: Ungestört sein Testosteron zu geniessen.

Liebe als Störfaktor

Als «Don Jon» sich zum ersten Mal verliebt, hat er ein Problem. Die Braut, die er da klarmacht, hat ihr eigenes Programm. Sie erwartet von einem Mann einen Karrieresprung in ein besseres Leben. Ergänzungsprogramm: In Ihrer Agenda stehen seine Karriere, sein Erfolg, sein Aussehen und sein Bildungshunger an oberster Stelle. Mit Barbara hat «Don Jon» phantastischen Sex. Doch: Sie stört ihn beim Porno-Reinziehen!

Es geht also nicht lange, bis das mit Barbara zu einem Problem wird: Als sie ihn im Pornobereich seines Laptops ertappt, gelobt «Don Jon» zwar Besserung. Aber selbst seine Kirchenbesuche und Beichtanstrengungen helfen nicht weiter: Sexsüchtige sind nur durch Sex zu heilen, meint er. Den hat er zwar mit Barbara, aber eben, nicht so hinreissend wie mit sich selbst.  

Doch da trifft Don auf…. Nein. Mehr will ich Ihnen nicht verraten – ausser: Don wird geheilt! Ebenso sollte für jene, die bis hierhin durchgehalten haben, erwähnt sein, dass Scarlett Johansson unendlich sexy mitspielt, Julianne Moore ebenfalls sehr sexy rüberkommt, und Joseph Gordon-Levitt ein Geheimnis hat, Frauen zu betören, das nicht gelüftet wird.

Sind Frauenhelden für Frauen Helden?

Dieses Geheimnis können mir wahrscheinlich nur Frauen lüften, die den hier folgenden Östrogen-Test bestehen: Subtrahieren Sie von Mozarts «Don Giovanni» die kompositorische Raffinesse, den Reiz der Stimmen, die Pikanterie der erotischen Tändeleien, und die literarischen Verweise der Dialoge. Gut. Übersehen Sie jetzt die sozialen Rollenspiele von «Don Giovanni» und vergessen Sie Herkunft und Aussehen der Herren. Konzentrieren Sie sich ganz auf deren Hüftbewegungen und Schulterpartie. Und stellen Sie sich jetzt vor, wie einer dieser Männer Ihnen im Bett die Gefühlswelt einer Nockenwelle erläutert. Dann sind Sie schon mitten in «Don Jon». Denn Joseph Gordon-Levitt hat den Film nicht nur gespielt und inszeniert, er hat ihn auch geschrieben. Erhöht das ihren Östrogen-Spiegel? Dann sind Sie nicht mehr weit davon entfernt, mir sein Geheimnis lüften zu können. Ich bin gespannt.

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