Der deutsche Radprofi Stefan Schumacher gesteht in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel», gedopt zu haben. Dabei belastet er seinen früheren Teamchef Hans-Michael Holczer schwer.
«Ich habe EPO genommen, auch Wachstumshormone und Kortikosteroide», sagt Stefan Schumacher, der zuvor jahrelang vehement die Einnahme von verbotenen Substanzen bestritten hatte. Hans-Michael Holczer, früher Schumachers Teamchef beim Rennstall Gerolsteiner, hat nach seiner Aussage davon gewusst.
«Einen so laxen Umgang mit Medikamenten habe ich nur bei Gerolsteiner erlebt, und Holczer war darüber bestens im Bilde», behauptet Schumacher in der aktuellen Printausgabe (Auszug) des Hamburger Nachrichtenmagazins. Holczer wehrt sich gegen die Vorwürfe und sagt, Schumachers Anschuldigungen seien «aus der Luft gegriffen».
Mit 20 Jahren ins System gefügt
Schumacher bekannte, schon 20-jährig damit begonnen zu haben, sich Spritzen zu setzen. «Ich habe mich in ein System eingefügt. Das macht mich nicht stolz, aber es war eben so», räumte er ein. «Doping wird zum Alltag wie der Teller Nudeln nach dem Training.»
Schumacher war im Juli 2008 bei der Tour de France und im August 2008 bei Olympia in Peking des Blutdopings überführt und anschliessend bis August 2010 gesperrt worden. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und der Bund Deutscher Radfahrer begrüssten in einer gemeinsamen Erklärung Schumachers Geständnis, sein Angebot, sich Institutionen wie der nationalen Antidoping-Agentur Nada zu offenbaren und werten den Fall Schumacher als Beleg für wirksame Kontrollen und Sanktionen im Sport.
Stefan Schumacher setzt die Reihe derer fort, die ihrem Gewissen mehr oder weniger freiwillig Erleichterung verschaffen, oder die, wie Lance Armstrong mit erdrückenden Ermittlungsergebnissen zu Fall gebracht wurden.
Die TagesWoche hat sich mit den Enthüllungen um Lance Armstrong beschäftigt und den Aufstieg und Fall des US-Amerikaners auf einer Zeitachse nachgezeichnet.
Stefan Schumacher in einem Interview bei der Tour de France 2008 (ab 2:35):