Der gesperrte Schwinger Bruno Gisler meldet sich kurz vor dem Comeback auf seiner Homepage zu seinem Dopingfall. Er könne sich nicht erklären, wie das Doping in seinen Körper gelangt sei, sagt Gisler.
Der im bernischen Rumisberg wohnende Solothurner Spitzenschwinger Bruno Gisler war Ende letzten August am eidgenössischen Fest in Burgdorf positiv auf die verbotene Substanz Nikethamid getestet worden. Bis heute bestreitet Gisler vehement, das gerade aus dem Sport bekannte Psychostimulans wissentlich eingenommen zu haben.
Bei der Anhörung vor der Dopingkommission des Schwingerverbandes hatte Gisler die abenteuerliche Theorie zum besten gegeben, er habe daheim aus dem Medikamentenschrank den Spagyrik-Spray seiner Frau (gegen Übelkeit in der Schwangerschaft) statt den seinen (gegen Grippe) genommen. Die Kommission nahm ihm das Versehen und sperrte ihn für die kürzestmögliche Dauer von einem halben Jahr – auch wenn die verdächtigte Medikamentenfirma umgehend klarstellen konnte, dass in ihren Produkten in keinem Fall Nikethamid enthalten ist.
Trotz der neuen Fakten und obwohl die Ursache von Gislers Doping wieder völlig offen war, verzichtete der Nordwestschweizer Verband darauf, den Fall neu aufzurollen. So verläuft nun alles im Sägemehl. Gisler ist trotz seiner bald 30 Jahre zusammen mit dem Aargauer Christoph Bieri der stärkste und hoffnungsvollste Exponent der Nordwestschweiz.
Gisler erklärt im Internet: «Ich habe wissentlich nie verbotenen Substanzen oder Medikamente verwendet und kann mir den positiven Nikethamid-Befund bis heute nicht erklären. Doch ich setze weiterhin alles daran, für mich Klarheit zu erlangen. Verschiedene Fachleute und Experten unterstützen mich dabei mit Abklärungen und Analysen. Diese sind zeitaufwändig und erfordern viel Energie. Ich kann heute nicht beurteilen, ob sich dieser Aufwand lohnt, doch ich will alles daran setzen, Klarheit zu erlangen.» «Bedingungslose Aufklärung» hatten auch schon andere gedopte Sportlerinnen und Sportler angeboten.
Vertraut klingen auch die Worte, die Gisler an seine Freunde und sein Umfeld richtet: «Ich entschuldige mich bei jenen, die ich verletzt oder enttäuscht habe. Und ich bedanke mich bei Familie, Freunden, Fans, Partnern und all jenen, die mich in den vergangenen Monaten unterstützt haben und die hinter mir gestanden sind.»
Die Sperre war in Wirklichkeit keine richtige und vor allem keine strafende. Gisler kann am 29. Mai am Baselstädtischen Schwingertag auf den Platz zurückkehren. Weil die halbjährige Sperre auf die Winterpause und die Vorbereitungswettkämpfe im Frühling gefallen war, verpasste Gisler nur gerade drei Wochenenden der neuen Kranzfest-Saison, an deren Ende der Kilchberger Schwinget als Höhepunkt stehen wird.