Doppel-D und Uriella – die Noten zum Sion-Spiel

Ein Matchwinner, der sich selbst erst bei 65 Prozent Leistungsfähigkeit sieht, ein Torschütze, der gar nicht unbedingt treffen wollte – und ein Dirigent ohne wehende Mähne. Die Einzelkritiken zum 3:1-Sieg des FC Basel beim FC Sion.

Les joueurs balois se congratulent apres le deuxieme but devant la deception du joueur valaisan Leo Lacroix, gauche, lors de la rencontre de football de Super League entre le FC Sion et le FC Bale, ce dimanche 22 septembre 2013 au stade de Tourbillon a Si (Bild: Keystone/Laurent Gillieron)

Ein Matchwinner, der sich selbst erst bei 65 Prozent Leistungsfähigkeit sieht, ein Torschütze, der gar nicht unbedingt treffen wollte – und ein Dirigent ohne wehende Mähne. Die Einzelkritiken zum 3:1-Sieg des FC Basel beim FC Sion.

Yann Sommer | 4
Holte sich in der 77. Minute eine gelbe Karte für Unsportlichkeit und stellte so sicher, dass nicht vergessen geht, dass er an diesem sonnigen Sonntag auch auf dem Feld stand. Hatte vorher und nachher nicht einen Ball zu halten, nicht einmal beim 1:0 für Sion.

Kay Voser | 5
An der Stamford Bridge noch kühl wie eine Hundeschnauze, im Tourbillon zu Beginn tapsig wie ein Welpe. Biss sich nach zwanzig Minuten aber eindrucksvoll ins Spiel – und schickte sogar seine ersten brauchbaren Flanken der Saison in des Gegners Strafraum. Dafür gibt es eine halbe Note Bonus.

Arlind Ajeti | 4,5
Hat derzeit beim FCB die Rolle des Springers inne, der immer dann zum Einsatz kommt, wenn in der Innenverteidigung jemand unpässlich ist – wie Fabian Schär in Sion. Hat gegenüber Aushilfslehrern den Vorteil, dass ihn an seinem Arbeitsplatz kein nasser Schwamm über der Tür erwartet. Traf dafür in Sion auf 85 auf 195 Zentimeter verteilte Kilos namens Fousseyni Cissé, geriet deswegen aber nie aus dem Gleichgewicht.

Ivan Ivanov | 5


Ist sich selbst zwar nicht ganz sicher, ob es so etwas wie einen Abwehrchef im heutigen Fussball überhaupt noch gibt. Dirigiert inzwischen aber schon ziemlich Karajan-mässig in der Verteidigung herum – einfach mit weniger Haar. Bewies, dass er durchaus ein Mann für den ersten Ball sein kann, wenn auch eher mit Flachpässen als mit dem 70-Meter-Diagonalzuspiel.

Behrang Safari | 4,5


Die Uriella des FCB. Wurde offenbar wie die begnadete Badewasser-Verkäuferin durch einen Schlag auf den Kopf erleuchtet (Uriella: Sturz vom Pferd/Safari: Ellbogenschlag in London). Zeigte in Sion sein erstes Spiel ohne defensives Blackout seit seiner Rückkehr aus Belgien. War im Gegenzug offensiv deutlich weniger motiviert wie an der Stamford Bridge.

Marcelo Diaz | 5

Gibt in letzter Zeit immer wieder sanfte Hinweise, warum er in Chiles Nationalteam zu den gestandenen Spielern gehört. Bildete gemeinsam mit Matias Delgado ein Basler Doppel-D im Basler Zentrum, das für die Sittener mindestens eine Körbchengrösse zu gross war. Viele, viele Ballberührungen, viele abgespulte Kilometer – und ab und zu ein heftiger Ballverlust.

Fabian Frei | 5
Schaltete sich als defensivster der Basler Mittelfeldspieler selten an vorderster Front in den Angriff ein. Aber wenn, dann richtig. Schlug so die Flanke zu Valentin Stockers 1:1. Ballsicher, zweikampfstark – und beinahe bilingue, was nach Spielschluss auch die westschweizer Journalisten erfreute.

Giovanni Sio | 4,5

Liess sich von seiner Rückkehr ins Tourbillon nicht verwirren und fand vor dem Spiel souverän in die richtige Garderobe. War nach eigener Aussage gar nicht sooo heiss darauf, gegen seinen Ex-Club ein Tor zu schiessen, konnte dann beim 2:1 Delgados Traumpass aber schlecht ablehnen.

Matias Delgado | 6

Hatte kurz vor dem Chelsea-Spiel seine Leistungsfähigkeit in der «Aargauer Zeitung» mit gerade Mal 65 Prozent beziffert. Spielt dafür seither aber ganz ordentlich. Lupfte und chippte in Hälfte zwei vielleicht ein- oder zweimal zu viel. Spielte dafür das perfekte Assist zum 2:1 und leitete das 3:1 mit einem nicht weniger schönen Steilpass (gelupft) auf Salah ein. Lässt damit die Frage aufkommen, wie er wohl spielt, wenn er bei 100 Prozent ist?

Valentin Stocker | 4,5

Wechselte nach der Stippvisite im Zentrum der Stamford Bridge wieder auf den linken Flügel. War dort in Hälfte eins lange Zeit der Mann der guten Ansätze, fand aber nur selten mit seinen Steilpässen den Mitspieler. Stürzte sich in der 31. Minute in den gegnerischen Fünfmeterraum und wurde dafür mit Sittener Pietäts-Abstand und dem 1:1 belohnt.

Marco Streller | 4,5

Mit Abstand der älteste Basler auf dem Feld – mit 6 Jahren Abstand auf den Altersschnitt der Startformation, um genau zu sein. Schien auch mit Abstand am meisten unter der Anstrengung vom vergangenen Mittwoch zu leiden. Schoss just in dem Moment das 3:1, als die Partie schon unter der Kategorie «war nicht sein Spiel» abgelegt werden sollte.

Mohamed Salah | 4,5

Durfte in der 72. Minute für Sio aufs Feld. Hatte seinen vielleicht selbstlosesten Moment der Saison, ja seiner Zeit in Rotblau, als er sieben Minuten später den Ball über Goalie Vanins hinweg auf den allein stehenden Streller lupfte, der zum 3:1 einnickte.

Philipp Degen | –

Ersetzte in der 83. Minute Streller und spielte fürderhin im rechten Mittelfeld. Ein paar gute Offensivaktionen, aber zu kurz im Spiel, um benotet zu werden.

Endogan Adili | –

Kam in der 88. für Delgado. Zu kurz im Spiel, um benotet zu werden.

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