Dorfgeschichte von Stüsslingen kann neu geschrieben werden

Bei Arbeiten an einem Mehrfamilienhaus in Stüsslingen SO sind mehrere, zum Teil verzierte Keramikscherben entdeckt worden, die aus der Bronzezeit stammen. Die nachfolgende Suche brachte weitere Funde an den Tag.

Bei Arbeiten an einem Mehrfamilienhaus in Stüsslingen SO sind mehrere, zum Teil verzierte Keramikscherben entdeckt worden, die aus der Bronzezeit stammen. Die nachfolgende Suche brachte weitere Funde an den Tag.

Bei der einen Monat dauernden Notgrabung wurden die noch intakten archäologischen Schichten abgebaut und dokumentiert sowie die Funde geborgen, wie die Solothurner Staatskanzlei am Montag mitteilte. Dabei kamen Schichten und Funde aus mehreren Epochen zum Vorschein.

Zuoberst lagen neuzeitliche Reste und eine Grube aus dem 19. Jahrhundert. Gleich darunter folgte eine römische Schicht aus dem 2./3. Jahrhundert nach Christus. Dann kam ein mächtiges Schichtpaket mit drei Horizonten aus der Bronzezeit. Zuunterst lagen vereinzelte jungsteinzeitliche Funde aus der Zeit von 3200 bis 2200 vor Christus.

Mit diesen Funden konnte nachgewiesen werden, dass die Vergangenheit der Gemeinde am Jurasüdhang bis in die Zeit der Pfahlbauer zurückreicht. Die wertvollsten Funde sind eine jungsteinzeitliche Dolchklinge aus einem Feuerstein, die aus der Zeit von 2700 vor Christus stammt, sowie gut erhaltene, teilweise reich verzierte Keramikscherben aus der Bronzezeit, also aus den Jahren 2200 bis 800 vor Christus.

Dolch in Frankreich gefertigt

Die 11 Zentimeter lange und 2,5 Zentimeter breite Dolchklinge ist aus französischem Kreidefeuerstein gefertigt. Das Rohmaterial oder das fertige Objekt stammt nach Meinung der Solothurner Kantonsarchäologie aus einer 350 Kilometer entfernten Gegend und hatte eine Reise hinter sich, bevor es um 2700 vor Christus in Stüsslingen verloren ging.

Die aus der Bronzezeit stammenden Scherben stammen aus Häusern, die am Platz oder in unmittelbarer Umgebung des Fundortes gestanden hatten. Sie seien einst bei einer Überschwemmung durch den nahegelegenen Dorfbach zerstört worden, meinen die Experten. Die teilweise reich verzierten Scherben zeugten vom hohen handwerklichen Niveau des Ess- und Vorratsgeschirrs der damaligen Zeit.

Sie gehören gemäss Mitteilung wohl zu den am besten erhaltenen bronzezeitlichen Gefässen aus dem Kanton Solothurn. Normalerweise sind Scherben dieser Qualität nur in Gräbern oder in Seeufersiedlungen, nicht aber in Landsiedlungen zu finden.

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