Laut Karl Lagerfelds Chanel Sommer ’14 Ready to wear-Kollektion trägt die Dame von Welt von nun an zwei Handtaschen. Das gibt garantiert Probleme. Nicht nur für Frauen.
Laut Karl Lagerfelds Chanel Sommer ’14 Ready to wear-Kollektion trägt die Dame von Welt von nun an zwei Handtaschen. Entweder zwei an der Hand; eine grosse und eine kleine darüber, oder wahlweise zwei kleine Täschli übers Kreuz getragen am Oberkörper. Das gibt garantiert Probleme. Nicht nur für Frauen.
Nach jeder seiner Défilés erklärt Marketinggenie Lagerfeld in seinem zerknirscht deutsch gefärbten Englisch den zahllosen Journis und Bloggern was bis dato modisch war und dass das nun nicht mehr modern sei. Anschliessend holt er aus und erklärt: Modern sei jetzt das und das. So auch vor gut einem Jahr, als er seine Mädchen in einer Art Nina Hagen-Look in bunten, künstlerisch angehauchten Outfits mit jeweils zwei Bags auf den elend langen Runway in Paris geschickt hatte.
Handtaschen sind nebst Schuhen das wichtigste Accessoire-Thema überhaupt. Sogar gestandene Politikerinnen wie etwa Hillary Clinton herself haben sich dazu schon geäussert. Dem Magazin Harper’s Baazar etwa erklärte sie in vollem Ernst: «Handbags are like a deep psychological need. It’s a desire to kind of organize and contain that which is important to you in your daily life. I have a philosophical view about this, and I have this Ferragamo hot-pink bag that I adore.» Gerne hätten wir an dieser Stelle nachgefragt: Können wir dann bitte noch die Philosophie zwischen dem Sujet und einer pinken Ferragamo-Tasche erklärt bekommen…?
Tja. Es ist so. Die Tasche bewegte seit jeher die Gemüter. Welche Tasche zu welchem Anlass? Welche Marke? Wie teuer? Doch nun sieht sich das Problem um eine Dimension erweitert: Alles doppelt. Double trouble. Auch die Stars mühen sich mit dem Modediktat ab. Nicht alle würden einfach zwei Mal Ferragamo wählen und tun sich daher schwer. Das talentfreie Popsternchen Miley Cyrus hats versucht und wurde prompt von einem Paparazzo abgelichtet.
Doch einfallslos nach zwei Chanel-XL-Size-Bags schicken lassen und diese anschliessend zusammen kombinieren ist gelinde gesagt obszön. Zudem wiegt das ganze eine Tonne, was man ihrem fahlen Gesichtsausdruck gleichwohl ansieht. Einmal Zunge raus. Man muss zudem höllisch aufpassen, dass die Täschchen auch zusammenpassen. Material. Textur. Farbe. Das kommt teuer. Denn Vintage geht nur noch mit dem richtigen Etikett drin und dran. Das ist ebenfalls nicht mehr günstig zu kaufen. Ist man weder reich noch von Berufs wegen Ehegattin, liegt hier eine weitere zu meisternde Hürde.
Hat frau es dann doch noch geschafft, die richtige Wahl zu treffen, fangen aber dann die wahren Probleme an. Stellen wir uns vor, Sie stehen in der Kassenschlange bei Migros und so eine doppelte Bag Lady steht vor Ihnen an. Steht einmal das Total ihres Einkaufs fest, geht dann das Gekrame los. Wo ist denn jetzt das Portemonnaie? Im kleineren Täschli oder doch im grösseren? Oder wahlweise verheddert sie sich dann mit Jacke und Armen, weil sie sich vom Handbag-übers-Kreuz-Tragen befreien muss auf der Suche nach Papier- oder Plastikgeld.
Dann findet sie was. Doch ist jetzt das die Clutch für den Abend, die sie schon mal prophylaktisch für später eingepackt hat, oder ein anderes ordinäres Pooch, oder ist das ein Necessaire oder etwa doch die Brieftasche…? Verwirrung total. Und Sie stehen da mit Ihrer Doppel-Tetra-Packung Milch und können schauen, wie die Zeit, vergleichbar dem Kassenband, an Ihnen vorbeizieht.
Sommer 2014. Wie gesagt, «modern» wärs ja schon. Aber sehen tut man noch nichts in den Strassen vom neuen Karl-Trend. Doch die Schweiz ist auch eine Fashionwüste. Und noch was – ein kleiner Nachtrag zur Supermarkt-Szenerie: Das mit den zwei Taschen ist eine echte Knacknuss. Doch wie wirds erst sein, folgt man Lagerfelds Ideen, wenn man sein Täschli in einem Einkaufskörbli rumtragen oder noch besser die Tasche vakuumiert und mit einem «100% Agneau»-Sticker versehen durch die Regalschluchten tragen soll?