Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, hat die EU-Staats- und Regierungschefs vor wachsenden wirtschaftlichen Unsicherheiten gewarnt. Mittelfristig werde der Austritt Grossbritanniens aus der EU beiden Seiten schaden.
Grossbritannien werde aber deutlich mehr darunter leiden als die verbleibenden 27 EU-Staaten, sagte Draghi nach Diplomatenangaben am Donnerstag beim EU-Gipfel in Brüssel. Ausserdem könnten die Schwächen der Eurozone bei weltweit steigenden Zinsen wieder deutlich zutage treten, sagte Draghi.
Eine mögliche Neuausrichtung der US-Finanzpolitik unter Präsident Donald Trump berge zudem weitere Unsicherheiten. Die US-Notenbank Fed hatte zuletzt bereits ihre lang anhaltenden Niedrigzinsen angehoben, im kommenden Jahr wird mit weiteren Zinserhöhungen gerechnet.
Hohes Schuldenniveau
Die EZB hatte ihren Leitzins zuletzt noch auf historischen Tiefständen gehalten, im kommenden Jahr könnten aber auch hier Änderungen anstehen. Das Schuldenniveau in einigen europäischen Ländern ist auch nach jahrelanger Finanzkrise hoch. Zuletzt stand hier vor allem Italien mit der zweithöchsten Schuldenquote in Europa im Fokus.
Seit März liegt der Leitzins im Euroraum auf dem Rekordtief von null Prozent. Banken bekommen bei der EZB also Geld zum Nulltarif. Das ist etwa für Italiens kriselnde Banken überlebenswichtig. Angesichts eines seit Jahren schwächelnden Wirtschaftswachstums – gepaart mit der hohen Verschuldung – könnte eine steigende Zinslast für das Land mittelfristig aber eine erhebliche Belastung werden.