Drei Basler geben Gegensteuer zur Lebensmittel-Verschwendung

Der neue Verein «Erntegut» hat sich die Verwertung von aussortierten, aber einwandfreien Nahrungsmitteln auf die Fahne geschrieben. So werden aus überschüssigem Gemüse und Obst neue Produkte wie Konfitüren und Chutneys angefertigt.

Auch mit Gemüse und Obst, das aus den optischen Normen fällt, lässt sich einiges anstellen: Andres Marbach, Steven Baltes und Philip Schotland vom Verein Erntegut haben dafür neue Ideen.

(Bild: Michel Schultheiss)

Überschüssige, aber einwandfreie Lebensmittel müssen nicht unbedingt im Abfall landen: Der neue Verein «Erntegut» fördert die Verarbeitung von aussortiertem Obst und Gemüse zu neuen Produkten wie etwa Konfitüren und Chutneys.

Das Schicksal von etwas krummen Rüebli und «siamesische Orangen-Zwillingen» ist schnell besiegelt: Auch wenn sie noch so wohlschmeckend sind, haben sie im Schönheitswettbewerb der Lebensmittel keine Chance. Leckeres vom Feld landet täglich in der Tonne statt im Ladenregal, bloss weil es optisch aus dem Rahmen fällt. Genau hier möchte der Verein Erntegut ansetzen: «Eine enorme Menge an qualitativ und geschmacklich einwandfreiem Obst und Gemüse wird aussortiert», sagt Vereinspräsident Steven Baltes. Wie er festhält, wurden etwa im Jahr 2012 rund 265’000 Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Dabei handelte es sich zu über zwei Dritteln um Gemüse und Obst.

Ins Einmachglas statt in den Abfall

Baltes hat daher zusammen mit Andres Marbach und Philip Schotland ein neues Projekt lanciert: Aus dem ausrangierten Erntegut werden Konfitüren und Chutneys gezaubert. Mit der Idee möchten die drei jungen Basler gleich zwei Fliegen auf einen Schlag erwischen. Einerseits wird damit Gegensteuer zur Lebensmittel-Verschwendung gegeben, andererseits sollen Beschäftigungsmöglichkeiten für Jugendliche, die Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt haben, geschaffen werden. Ans Eingemachte gehts nämlich im Bio-Restaurant Landhof in Pratteln: Küchenchef Andres Marbach betreut dort junge Leute bei der Herstellung der Chutneys und Konfitüren. Dabei wird diese Tätigkeit in eine zweijährige Lehre mit Berufsattest zum Küchenangestellten integriert. 



Einkochen als Alternative zum Wegschmeissen: Die Konfitüren des Vereins Erntegut werden von Auszubildenden in Pratteln hergestellt.

Einkochen als Alternative zum Wegschmeissen: Die Konfitüren des Vereins Erntegut werden von Auszubildenden in Pratteln hergestellt. (Bild: Michel Schultheiss)

Der Verein bezieht die Ware direkt von den Bauern und von den Grosshändlern. Etwa eine Tonne Früchte und Gemüse sollten im Jahr verarbeitet werden können. «Wir retten diese Lebensmittel in Einmachgläsern», sagt Erntegut-Vizepräsident Philip Schotland. Das Resultat ist nun im Handel: Eine Orangen-Rüebli-Konfitüre und ein leicht pikantes Orangen-Zucchini-Chutney sind die ersten Produkte des Vereins Erntegut. Erhältlich sind die Einmachgläser für 4.50 Franken in der Bar Brut beim Vogesenplatz, im Backwaren Outlet sowie direkt im Restaurant Landhof.

Experimentieren mit neuen Chutney-Varianten

Besonders Gemüse wie Karotten, die das ganze Jahr über verfügbar sind, eignen sich gut fürs Eingemachte: Lagerkarotten werden schnell mal gummig, frische Rüebli haben Deformationen – eingekocht spiele aber beides keine grosse Rolle mehr, wie Andres Marbach erklärt. Während die Konfitüre ein Klassiker auf dem Schweizer Frühstückstisch ist, sind die Verwendungsmöglichkeiten des Chutney erst noch im Kommen. Marbach hat schon einiges damit ausprobiert empfiehlt es etwa für den Braten, Vitello Tonnato, Käse und Artischocken.

Der Verein Erntegut wurde im Mai dieses Jahres gegründet. Dabei arbeitet die dreiköpfige Gruppe ehrenamtlich und kostendeckend mit kleinen Spendenbeiträgen. Noch ist das Projekt ein Versuchsballon. Besteht Interesse an den Produkten, so möchten die drei Initianten das Angebot aber ausbauen. So könnte etwa die Palette an Konfitüren und Chutneys mit saisonalen Varianten und nicht alltäglichen Kombinationen erweitert werden. Punkto Alternativen zu «Foodwaste» stehen überdies auch andere Ideen im Raum: Vielleicht soll auch einmal ein Kochkurs zur optimalen Nutzung von Lebensmitteln ohne viele Abfälle auf die Beine gestellt werden.

Nächster Artikel