Die Fluggesellschaft Swiss erneuert ihrer Langstreckenflotte. Sie hat beim US-Flugzeugbauer Boeing sechs Maschinen des Typs 777 bestellt. Damit kommt Boeing erstmals beim fliegenden Schweizer Nationalsymbol zum Handkuss. Das Nachsehen hat Hoflieferant Airbus.
Die letzten Boeing-Maschinen der Swiss-Vorgängergesellschaft Swissair waren vor 13 Jahren in Zürich gelandet. Die kurz darauf gegroundete Airline hatte von 1972 bis 2000 die B747 Jumbojets in Betrieb.
Den Wechsel zu Boeing begründete Swiss-Chef Harry Hohmeister am Donnerstag am Rande der Bilanzmedienkonferenz gegenüber Radio SRF damit, dass die B777 das richtige Flugzeug zur richtigen Zeit am richtigen Ort sei. Das richtige Flugzeug müsse rund 300 Sitzplätze haben, günstiger im Betrieb sein als die heutigen Langstrecken-Airbus A340 und A330 und sollte zur Verfügung stehen.
Diese drei Bedingungen könne Airbus nicht erfüllen. «Da hätten wir frühestens im Jahre 2020 über einen Flottenwechsel nachdenken können. Das ist viel zu spät», sagte Hohmeister. Die sechs B777-300ER solle schon ab 2016 sechs geleaste A340 ersetzen.
Effizienter
Im Lufthansa-Konzern, zu dem die Swiss gehört, sind Boeing-Modelle bereits bei der österreichischen Austrian Airlines und ab kommenden Herbst auch bei der Lufthansa Cargo im Einsatz. Die neuen Boeings kosten die Swiss 1,5 Mrd. Franken.
Mit den neuen Maschinen werde die Schweizer Airline deutlich effizienter. Pro Sitzplatz verbrauche die B777 knapp ein Viertel weniger Benzin als die A340. Insgesamt können 330 Passagiere mit der Boeing befördert werden, während es beim A340 lediglich 220 sind.
Die grössere Effizienz hat die Swiss angesichts des harten Wettbewerbs dringend nötig. Im vergangenen Jahr musste sie trotz eines Umsatzanstiegs um 2 Prozent auf 5,033 Mrd. Fr. einen Einbruch des Betriebsgewinns um 31 Prozent auf 212 Mio. Fr. hinnehmen.
«Wir hatten uns etwas anderes vorgenommen», sagte Hohmeister vor den Medien: «Das Ergebnis sei nur etwa die Hälfte dessen, was die Swiss eigentlich verdienen müsste.»
Hohe Benzinkosten
Die Swiss habe den Umsatz um rund 100 Mio. Fr. steigern können, sagte Finanzchef Marcel Klaus. Gleichzeitig seien aber die Kosten um 200 Mio. Fr. gestiegen.
Alleine um 140 Mio. Fr. sei das Flugbenzin teurer geworden. Trotz der Treibstoffzuschläge auf den Tickets habe man es wegen der harten Konkurrenz nicht geschafft, den Anstieg voll auf die Passagiere zu überwälzen.
«Auf der anderen Seite sind wir auch glücklich», sagte Hohmeister. Die hohen Treibstoffpreise würden alle Airlines gleich treffen. «Wir sind eine der wenigen Gesellschaften in Europa, die überhaupt noch Geld verdienen.»
Franken nicht mehr so belastend
Dabei habe die Swiss den zusätzlichen Nachteil des harten Frankens, auch wenn dieser nicht mehr so gross sei wie 2011. Im vergangenen Jahr habe die harte heimische Währung einen tiefen zweistelligen Millionenbetrag vom Gewinn gekostet, sagte Finanzchef Klaus im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda.
Angesichts der Lage sind die Swiss und ihr Mutterkonzern Lufthansa bereits früher auf die Bremse getreten. Durch das vor einem Jahr aufgelegte Sparprogramm «Score» will die Lufthansa-Gruppe bis Ende 2014 das Ergebnis um umgerechnet rund 1,85 Mrd. Franken gegenüber 2011 verbessern. Auf die Swiss entfallen 115 Mio. Franken, die mit 128 Massnahmen erreicht werden sollen.
Bis Ende 2014 wolle man wieder einen Betriebsgewinn von rund 420 Mio. Fr. erzielen, sagte Klaus. Aufwärts gehen solle es bereits in diesem Jahr. 2013 solle der Gewinn höher ausfallen als 2012, sagte Hohmeister, ohne Zahlen zu nennen. Unter anderem durch neue Strecken werde die Swiss im laufenden Jahr 200 zusätzliche Stellen schaffen.