Drei israelische Touristen sind am Montag in Wolfenschiessen bei einer Kollision eines Kleinbusses und eines Zuges ums Leben gekommen. Die fünf weiteren Insassen des im Ausland immatrikulierten Vans – ebenfalls israelische Staatsangehörige – wurden schwer verletzt.
Die Verletzten waren längst in Spitäler gebracht worden und die Toten abtransportiert, als am Montagmittag der silbergraue Kleinbus der Marke Opel noch immer mitten auf der Kantonsstrasse zwischen Wolfenschiessen und Engelberg stand. Völlig zertrümmert. Nebenan, auf dem Geleise, ruhte die betroffene Zugkomposition der Zentralbahn (zb).
Lorenz Muhmenthaler, Pikettoffizier der Kantonspolizei Nidwalden, holte tief Luft und sagte dann den zahlreich angereisten Medienschaffenden sichtlich betroffen: «Es war ein schlimmer Anblick für die Rettungskräfte, die zuerst hier eintrafen.»
Die Einsatzkräfte fanden ein Chaos fanden vor. Entsprechend schwierig sei die Bergung gewesen, sagte Muhmenthaler. Die toten und schwer verletzten Insassen seien fest eingeklemmt gewesen. Die Bestürzung sei gross gewesen.
Rettungskräfte im Grosseinsatz
Der Verkehrsunfall war der Kantonspolizei Nidwalden um 8.40 Uhr gemeldet worden. Der im Ausland immatrikulierte Kleinbus kollidierte mit einem Zug der Zentralbahn beim mit einem Andreas-Kreuz gesicherten Bahnübergang Allmend.
Das Ausmass des Unglücks war schnell klar, das Aufgebot gross. Im Einsatz standen zwei Ambulanzen aus Nidwalden, zwei aus Luzern und eine Ambulanz aus dem Kanton Uri.
Zudem flogen zwei Rega-Teams an den Unfallort. Ferner waren die Stützpunktfeuerwehr Stans sowie die die Feuerwehren Wolfenschiessen und Dallenwil, Mitarbeiter der Zentralbahn, der Schweizerischen Unfalluntersuchungsstelle, der Staatsanwaltschaft und Kantonspolizei vor Ort.
Von den acht Insassen des Busses verloren drei ihr Leben. Die anderen fünf wurden schwer verletzt mit der Rega und den Ambulanzen in verschiedene Schweizer Spitäler gebracht.
Ob der Chauffeur des Busses beim Unfall verstarb, wollte Erich Kuhn von der Nidwaldner Staatsanwaltschaft noch nicht sagen. Ebensowenig, ob die Todesopfer männlich oder weiblich sind. Zuerst sollen die Angehörigen informiert werden.
Kuhn konnte auch noch nichts über den Gesundheitszustand der Verletzten sagen. «Wir konnten noch niemanden befragen», sagte er. Passagiere des betroffenen Zuges wurden keine verletzt, sie wurden nach dem Unfall mit Bussen nach Engelberg transportiert.
Die Bahnlinie war wegen des Unfalls zwischenzeitlich nur zwischen Luzern und Wolfenschiessen befahrbar. Weil auch die Kantonsstrasse gesperrt werden musste, konnten keine Ersatzbusse eingesetzt werden.
Gefährliche Übergänge
Der Kleinbus war – gleich wie der Zug – von Stans in Richtung Engelberg unterwegs. Als er beim Bahnübergang Allmend rechts abbiegen wollte, kollidierte er mit dem Luzern Engelberg Express der Zentralbahn.
Weshalb die Reisegruppe die Bahnlinie dort überqueren wollte, ist unklar. Vermutet werden könne, dass die Gruppe einen Wasserfall besichtigen wollte, der über den Bahnübergang Allmend erreicht werden könne, sagte die Nidwaldner Justizdirektorin Karin Kayser vor den Medien.
Der Bahnübergang war nur mit Andreas-Kreuzen gesichert. Im Gebiet Wolfenschiessen gibt es viele solch gefährliche Bahnübergänge, die saniert werden müssen. Auf der Strecke Dallenwil-Grafenort OW sind dies 32 Übergänge. 25 davon entfallen auf zwei grosse Sanierungsprojekte in Wolfenschiessen, wobei 22 Bahnübergänge aufgehoben und drei ausgebaut werden sollen.
Einer dieser drei Bahnübergänge ist der Übergang Allmend. Die zb hatte das entsprechende Projekt bereits beim Bundesamt für Verkehr BAV eingereicht. Weil das Kantonsparlament im Mai einen Zusatzkredit für die teurer gewordenen strassenseitigen Massnahmen zur Sanierung der 32 Bahnübergänge verweigert hatte, ist die Finanzierung aber nicht gesichert.
Das Parlament hatte bei der Rückweisung des 4,3-Millionen-Franken- Zusatzkredites die Regierung beauftragt, nach Einsparungen bei der Sanierung der Bahnübergänge zu suchen.
Baudirektor Hans Wicki sagte auf Anfrage, es werde ein alternatives Projekt ausgearbeitet, das aber kaum wesentliche Änderungen haben werde. Die Sicherung des Bahnüberganges Allmend dürfte auch im neuen Konzept enthalten sein. Er sollte mit Barrieren gesichert werden.