Der von den USA gesuchte Geheimdienstexperte Edward Snowden hat von drei Staaten Asyl angeboten bekommen. Der im Moskauer Flughafen festsitzende Snowden könnte nach Venezuela, Nicaragua oder Bolivien gehen, sollte er denn auch die dazu nötigen Reisedokumente haben.
Die USA hatten den Reisepass des 30-jährigen Snowden nach dessen Enthüllungen über US-Ausspäh- und Abhörprogramme für ungültig erklärt. Deshalb war unklar, wie er unbehelligt von Moskau nach Lateinamerika weiterreisen könnte.
Erst vor wenigen Tagen hatte es einen diplomatischen Eklat gegeben, als Boliviens Staatschef Evo Morales aus Moskau kommend in Wien ungeplant zwischenlanden musste. Mehrere Staaten hatten die Überflugrechte verweigert – angeblich weil Snowden an Bord vermutet wurde.
Schutz vor «imperialistischer Verfolgung»
Nun boten Bolivien, Venezuela und Nicaragua Snowden Asyl an. Bolivien werde Snowden Zuflucht gewähren, wenn dieser einen Asylantrag in dem Land stelle, sagte der bolivianische Präsident Morales bei einer Rede in Oruro am Samstag.
Venezuelas sozialistischer Staatschef Nicolás Maduro sagte seinerseits am Freitag, er wolle den 30-jährigen Amerikaner vor der Verfolgung «durch eine der mächtigsten Regierungen der Welt» schützen.
«Er soll in das Vaterland von Bolívar und Chávez kommen und frei von der imperialistischen Verfolgung Nordamerikas leben können», sagte Maduro bei einer im Fernsehsender Telesur übertragenen Militärparade. Er sprach von «humanitärem Asyl».
Kurz vor Maduro hatte auch Nicaraguas Präsident Daniel Ortega Snowden die Aufnahme in Aussicht gestellt. Ortega sagte vor Anhängern in der Hauptstadt Managua, Nicaragua sei ein offenes Land und respektiere das Recht auf Asyl.
«Wenn es die Umstände zulassen, nehmen wir Snowden gerne auf und gewähren ihm Asyl hier in Nicaragua.» Der Geheimdienstspezialist habe vor einigen Tagen bei der nicaraguanischen Botschaft in Russland um Aufnahme gebeten.
«Beste Lösung»
In Moskau wurde das Angebot begrüsst. «Asyl für Snowden in Venezuela wäre die beste Lösung», schrieb der einflussreiche russische Aussenpolitiker Alexej Puschkow am Samstag bei Twitter. «Das Land befindet sich bereits in einem heftigen Konflikt mit den USA. Schlechter kann es nicht werden», meinte der Chef des Auswärtigen Ausschusses der Staatsduma.
Venezuela und Nicaragua gehören wie Ecuador und Bolivien zu den linkssozialistischen Ländern in Amerika, die die Vormachtstellung der USA auf dem Kontinent äusserst kritisch sehen. Mit beiden Staaten haben die USA zwar Auslieferungsabkommen vereinbart, doch wurden sie bereits vor dem Zweiten Weltkrieg unterzeichnet. Die Regierungen dürften sich daran nicht mehr gebunden fühlen.