Ein Beziehungsdelikt erschüttert das Berner Oberland: in Wilderswil hat am Montagmorgen ein Mann mutmasslich seine Ex-Frau und ihren neuen Partner erschossen und sich dann selber gerichtet. Nach ersten Ermittlungen geht die Polizei von einem Beziehungsdelikt aus.
Anwohner hörten am frühen Montagmorgen Schüsse in der Nähe des Bahnhofs. Die kurz nach sieben Uhr alarmierte Polizei fand auf dem Vorplatz eines Hauses an der Hauptstrasse drei Tote – zwei Männer und eine Frau, wie sie am Montagabend mitteilte.
Alle drei Personen wiesen Schussverletzungen auf. Vor Ort stellte die Polizei eine Schusswaffe sicher, die mutmassliche Tatwaffe, wie die Behörden in der Mitteilung weiter schreiben. Wie die drei Personen zueinander stehen, gab die Polizei am Montag nicht bekannt.
Die Faktenlage war den ganzen Montag über dünn. Die Polizei liess zunächst einzig verlauten, dass sie zu einem Einsatz mit drei Todesopfern in Wilderswil ausgerückt sei. Stunden später dann hiess es, man gehe von einem Beziehungsdelikt aus.
Grosser Polizeieinsatz
Vor Ort wurde der Tatort grossräumig abgesperrt und Massnahmen zum Sichtschutz getroffen. Die Polizei stellte Untersuchungszelte auf, wie ein Journalist der Lokalzeitung «Berner Oberländer» auf Anfrage erzählte.
So wurden beispielsweise Bahnwagen vom nahen Bahnhof vor ein nahes Schulhaus gefahren, damit man von dort nicht zum Tatort hinüber sah. Auch Autos wurden entsprechend am Rand der inzwischen für den Verkehr gesperrten Hauptstrasse parkiert.
Gerüchte im Dorf
Im Dorf hielt sich unterdessen hartnäckig das Gerücht, ein Portugiese habe seine Ex-Frau und ihren neuen Partner erschossen und sich dann selbst gerichtet. Das geschiedene Paar soll auch mehrere Kinder haben.
Dies freilich ist nach wie vor nicht bestätigt. Nähere Angaben zu den Todesopfern und den Umständen der Tat machte die Polizei auch am Abend noch nicht. Umfangreiche Ermittlungen unter der Leitung der regionalen Staatsanwaltschaft und unter Beizug verschiedener Spezialdienste seien angelaufen, hiess es.
Zur Betreuung von verschiedenen Personen wurde das Care Team aufgeboten.
Grosse Betroffenheit
Die Wilderswiler Gemeindepräsidentin Marianna Lehmann zeigte sich auf Anfrage sehr betroffen. Sie sei am Morgen informiert worden und habe auch Kontakt mit der Bevölkerung gehabt. Der Vorfall bewege die Menschen. Derzeit gehe es darum zuzuhören und wo nötig Trost zu spenden, sagte Lehmann.
Das beschauliche Dorf rund vier Kilometer südlich von Interlaken am Eingang der Lütschinentäler zählt rund 2600 Einwohner. Tourismus, Gewerbe und Landwirtschaft prägen das Dorf, in dessen Kern sich noch viele alte Holzhäuser erhalten haben.
Im Ort gibt es, wie überall in der Tourismusregion um Interlaken, diverse Hotels und Restaurants. Von den rund 2600 Einwohnern sind etwas mehr als 260 niedergelassene Ausländerinnen und Ausländer.
Das Tötungsdelikt vom Montag ist einer der schwerwiegenderen Fälle, die sich in den letzten Jahren im Berner Oberland ereignet haben.