Drei Milliarden Franken verdächtige Vermögenswerte in der Schweiz

In der Schweiz sind der Meldestelle für Geldwäscherei (MROS) im vergangenen Jahr verdächtige Vermögenswerte im Betrag von über drei Milliarden Franken gemeldet worden. Mit 1585 Meldungen wurde praktisch das Niveau des Vorjahres erreicht.

Etwa gleich viele Verdachtsfälle der Geldwäscherei wie im Vorjahr (Bild: sda)

In der Schweiz sind der Meldestelle für Geldwäscherei (MROS) im vergangenen Jahr verdächtige Vermögenswerte im Betrag von über drei Milliarden Franken gemeldet worden. Mit 1585 Meldungen wurde praktisch das Niveau des Vorjahres erreicht.

2011 hatten tiefgreifende politische Ereignisse wie beispielsweise der Arabische Frühling zu zahlreichen Verdachtsmeldungen geführt und waren hauptsächlicher Grund für den starken Anstieg der Meldungen gewesen, wie die MROS bekannt gab. Gleichzeitig gab es 2012 weniger grosse Fallkomplexe mit zahlreichen zusammenhängenden Verdachtsmeldungen.

Die Zahl der Meldungen sank insgesamt um 40 auf 1585. Die Summe der in den Verdachtsmeldungen bezifferten Vermögenswerte belief sich im Berichtsjahr auf 3,15 Milliarden Franken gegenüber 3,28 Milliarden Franken im Vorjahr. Dabei vereinten alleine sechs Meldungen Vermögenswerte über ein Gesamtvolumen von 1,44 Milliarden Franken.

Drei dieser Meldungen standen in Zusammenhang mit einem Verdacht auf Veruntreuung von ausländischen Staatsgeldern, zwei mit mutmasslichen urkundenfälschungs- und Betrugsdelikten. Eine weitere Meldung betraf eine angeblich kriminelle Organisation mit Sitz in Asien.

Zwei Drittel der Meldungen von Banken

Erneut stammten zwei Drittel der Meldungen von Banken. 23 Prozent der Meldungen kamen von Zahlungsverkehrsdienstleistern, vier Prozent von Treuhändern und drei Prozent von Vermögensverwaltern. Bei der am häufigsten vermuteten Vortat handelte es sich mit knapp einem Drittel der Fälle unverändert um Betrugsdelikte.

Die grosse Mehrheit der Verdachtsmeldungen stammte erwartungsgemäss aus den Kantonen Zürich, Genf, Tessin und Bern, also aus Kantonen mit einem starken Finanzdienstleistungssektor beziehungsweise im Fall von Bern mit konzentrierten regionalen oder nationalen Compliance-Fachbereichen. So kamen knapp 86 Prozent der eingegangenen Verdachtsmeldungen von Finanzintermediären, die in diesen vier Kantonen domiziliert waren.

In 15 Fällen Verdacht auf Terrorismusfinanzierung

Im Berichtsjahr wurden 15 Meldungen wegen Verdachts auf Terrorismusfinanzierung eingereicht, fünf mehr als im Vorjahr. Darunter waren jedoch nur drei Einzelfallmeldungen, während die anderen zwölf sich als zwei Fallkomplexe von je sechs Meldungen mit demselben Sachverhalt befassten.

Ein einziger Fallkomplex machte 7,45 Millionen Franken und damit den Löwenanteil von 99,75 Prozent aus. Die übrigen Fälle umfassten gar keine Vermögenswerte oder nur einige Hundert oder Tausend Franken. Keine der Meldungen betraf Personen, die auf einer Liste im Zusammenhang mit der Embargogesetzgebung standen. Vielmehr waren Medienbericht oder Informationen Dritter Auslöser der Meldungen.

14 Fälle wurden einer Strafverfolgungsbehörde weitergeleitet. Bei einer Meldung erging ein Nichteintretensentscheid, weil sich der Anfangsverdacht nicht erhärtete. In den übrigen 13 Fällen wurde jeweils ein Verfahren wegen Geldwäscherei, Zugehörigkeit zu einer kriminellen Organisation oder anderen Delikten eröffnet, wovon eines sistiert wurde.

2012 sind den zuständigen Strafverfolgungsbehörden 85,5 Prozent der Fälle weitergeleitet worden gegenüber 90,5 Prozent im Vorjahr. Dieser hohe Wert zeugt nach Einschätzung der MROS von der weiterhin guten Qualität der aus dem Finanzplatz stammenden Verdachtsmeldungen.

42 Prozent der Fälle noch pendent

Knapp 42 Prozent der seit dem Jahr 2003 an die Strafverfolgungsbehörden des Bundes oder der Kantone weitergeleiteten Verdachtsmeldungen sind laut der MROS nach wie vor in Bearbeitung. Dies wird unter anderem darauf zurückgeführt, dass internationale Ermittlungen oft langwierig und erschwert sind.

Insgesamt sind seit Anfang 2003 8251 Verdachtsmeldungen an Strafverfolgungsbehörden weitergeleitet worden. 58 Prozent oder 4823 Meldungen haben bis Ende 2012 zu einer Entscheidung geführt.

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