Uli Hoeness droht eine Gefängnisstrafe. Der Präsident des FC Bayern München wird vom Landesgericht München II wegen Steuerhinterziehung in sieben Fällen zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt.
Die Richter folgten damit in grossen Stücken dem Antrag der Staatsanwaltschaft, die am Morgen wegen eines besonders schweren Falls von Steuerhinterziehung eine Haftstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten für den Präsidenten und Aufsichtsratsvorsitzenden des FC Bayern München gefordert hatte. Die Verteidigung plädierte auf höchstens eine Bewährungsstrafe und die Aussetzung des Haftbefehls. Sie dürfte das Urteil an den Bundesgerichtshof in Karlsruhe, die nächst höhere Instanz, weiterziehen.
Hoeness hatte nach der Jahrtausendwende mittels eines Kontos bei der Schweizer Bank Vontobel in Zürich im grossen Stil an der Börse spekuliert. Die Gewinne hatte er nicht versteuert. Wegen den von ihm nicht versteuerten Erträge hatte Hoeness am 17. Januar 2013 eine Selbstanzeige erstattet. Bereits kurz danach stufte die Staatsanwaltschaft diese aber als unwirksam ein und leitete ein Verfahren ein. Im Prozess stellte sich heraus, dass Hoeness statt der angeklagten 3,5 Millionen Euro sogar 27,2 Millionen Euro an Steuern hinterzog.
Der 1952 in Ulm geborene Hoeness gilt als erfolgreichster Sportfunktionär in Deutschland. Nach seiner wegen einer Knieverletzung frühzeitig beendeten Karriere als Spieler stieg er 1979 ins Management von Bayern München ein. Unter seiner Führung entwickelte sich der Verein sowohl sportlich als auch wirtschaftlich zur Nummer 1 in Deutschland und zu einer der besten Adressen in Europa. 2009 übernahm Hoeness das Bayern-Präsidium. Den Höhepunkt seiner Karriere erlebte er im letzten Frühjahr, als Bayern München als erster deutscher Verein die Meisterschaft, den Cup und die Champions League im selben Jahr gewann.
Als Spieler gewann Hoeness in den Siebzigerjahren mit Bayern München dreimal den Europacup der Landesmeister. Mit der deutschen Nationalmannschaft wurde der Stürmer 1972 Europameister und 1974 im eigenen Land Weltmeister.
Nach der Verurteilung ist davon auszugehen, dass Hoeness seine Ämter bei Bayern München niederlegen wird. Aufsichtsrat Martin Winterkorn, der Vorstandsvorsitzende von VW, hatte für den Fall eines Urteils eine Reaktion des Kontrollgremiums in Aussicht gestellt.