Mit der Erinnerung an die Bombenopfer und an die eigene NS-Vergangenheit hat die ostdeutsche Stadt Dresden ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg gedacht. Oberbürgermeister Dirk Hilbert mahnte zu Solidarität mit den heute von Flucht und Krieg betroffenen Menschen.
«Dresden war 1945 eine zerstörte Stadt, so wie es Aleppo und viele Städte in Syrien oder auch der Ostukraine heute sind», sagte Hilbert am Montag in Dresden. Es gebe eine «Pflicht» zu helfen.
Mit zahlreichen Veranstaltungen wurde der Bombardierung Dresdens gedacht. Auf dem Altmarkt, wo nach den Luftangriffen tausende Tote eingeäschert wurden, sowie auf dem Heidefriedhof, wo ebenfalls viele Opfer begraben sind, legten Menschen Blumen nieder.
Rund 12’000 Bürger bildeten nach Angaben der Stadt am Abend eine Menschenkette in der Altstadt, um an die Unmenschlichkeit des Krieges – damals wie heute – zu erinnern.
25’000 Menschen gestorben
Bei den Luftangriffen alliierter Bomber auf Dresden am 13. und 14. Februar 1945 waren etwa 25’000 Menschen getötet worden. Weite Teile der historischen Altstadt wurden zerstört, berühmte Bauten wie Zwinger, Schloss und Frauenkirche brannten völlig aus.
Dresden und ganz besonders die Frauenkirche «wären nie wiedererrichtet worden, wenn ehemalige Feinde sich nicht versöhnt und Dresden Hilfe aus aller Welt erhalten hätte», sagte Hilbert laut Redetext.
Neben der Trauer um die Opfer von damals müsse aber hinterfragt werden, warum vielen Bürgern der Stadt während der Nazidiktatur die Menschlichkeit fehlte, «wenn der Notleidende ein Fremder, ein Jude, ein Homosexueller oder Oppositioneller war». Dieses Erinnern «muss die Brücke in die Gegenwart schlagen», forderte Hilbert.
Der Oberbürgermeister hatte bereits im Vorfeld des Gedenktages vor einem Opfermythos gewarnt und war dafür angefeindet worden. Dresden sei alles andere als eine unschuldige Stadt gewesen. Nach Drohungen gegen ihn in den sozialen Netzwerken steht Hilbert unter Polizeischutz.
Proteste gegen Kunstaktion
Auch gegen eine in der vergangenen Woche eröffnete Kunstinstallation aus drei Buswracks vor der Frauenkirche, die an die zerstörte syrische Stadt Aleppo erinnern soll, wurde zum Teil heftig protestiert.
Die AfD und die Pegida-Bewegung, die seit Oktober 2014 in Dresden auf die Strasse geht und Stimmung gegen Muslime, Flüchtlinge, Politiker und Medien macht, hatten das Kunstprojekt als «Schrottplatz» und «Schande» bezeichnet.
Die heftigen Reaktionen zeigten, dass Dresden gespalten sei, sagte Hilbert. Er warb für einen Dialog darüber, wie es gelingen könne, «Menschen fremder Herkunft und Religion zu integrieren und wie wir die Spaltung unserer Gesellschaft überwinden». Dieser Dialog funktioniere aber nur, wenn sich die Partner «in gleicher Würde begegnen», mahnte er.
Bereits am Samstag hatten sich in der sächsischen Landeshauptstadt hunderte Menschen einem Aufmarsch von Rechtsextremen entgegen gestellt. Neonazis versuchen seit Jahren, die Zerstörung der Stadt für ihre Propaganda zu missbrauchen.