Sechs Monate nach seiner spektakulären Flucht aus einem mexikanischen Hochsicherheitsgefängnis ist der berüchtigte Drogenboss Joaquín «El Chapo» Guzmán wieder hinter Gittern. Spezialeinheiten spürten Guzmán in einem Hotel nahe der Ortschaft Los Mochis auf.
«Ich möchte die Mexikaner informieren, dass Joaquín Guzmán Loera festgenommen wurde», schrieb Peña Nieto im Kurzbotschaftendienst Twitter. Für ihn ist die Festnahme Guzmáns eine grosse Erleichterung. Der Ausbruch im Juli war als Versagen der Behörden wahrgenommen worden. Seither wurden mehr als ein dutzend Verantwortliche des Justizvollzugs und der Bundespolizei entlassen.
Die Festnahme Guzmáns habe «tage- und monatelange» Bemühungen erfordert, sagte Peña Nieto später bei einer Pressekonferenz. Sie sei für alle Mexikaner Anlass zum «Stolz». Der Gouverneur von Sinaloa, Mario López Valdez, sagte Radio Fórmula, Marineinfanteristen hätten den Drogenbaron in einem Hotel am Rande von Los Mochis gefangen. Der Ort liegt nahe an der Küste in Sinaloa, wo Guzmán herkommt.
Auf Fotos war zu sehen, wie er in einem schmutzigen Unterhemd auf einem Bett sass. Andere Bilder zeigten ihn auf der Rückbank eines Autos. Im Fernsehen war zu sehen, wie schwer bewaffnete Soldaten «El Chapo» von einem Geländewagen zu einem Flugzeug brachten, um ihn nach Mexiko-Stadt zu fliegen.
Kurz vor der Bekanntgabe der Festnahme Guzmáns hatte die Armee mitgeteilt, dass bei einem Schusswechsel in Los Mochis fünf Bewaffnete getötet worden seien. Darüber hinaus seien sechs Verdächtige festgenommen worden. Ein Zusammenhang mit Guzmán wurde dabei nicht hergestellt.
Moderner Robin Hood
Sowohl die Behörden in Mexiko als auch die USA gingen davon aus, dass Guzmán nach dem Entkommen aus dem Gefängnis Zuflucht in der Nähe der Grenze der Bundesstaaten Sinaloa und Durango suchte, wo er den Ruf eines modernen Robin Hood geniesst. Im Oktober gab es im Grenzgebiet der beiden Bundesstaaten einen Versuch zur Festnahme, der fehlschlug. Guzmán verletzte sich damals jedoch im Gesicht und am Bein, als er in felsigem Gelände stürzte.
Guzmán war zeitweise einer der meistgesuchten Verbrecher der Welt. Der Chef des berüchtigten Sinaloa-Kartells verbrachte vor seinem letzten Gefängnisausbruch lediglich 17 Monate hinter Gittern. Erst im Februar 2014 hatten Fahnder ihn nach 13 Jahren auf der Flucht gefasst.
Im Juli war «El Chapo» dann aus dem Hochsicherheitsgefängnis Altiplano geflohen: Er entschwand durch ein Loch in der Dusche seiner Gefängniszelle, das als Zugang zu einem 1,5 Kilometer langen Tunnel diente.
Gratulation aus den USA
Die US-Antidrogenbehörde DEA gratulierte den mexikanischen Fahndern zu ihrem Ermittlungserfolg. Die DEA sei «äussert erfreut» über die Festnahme des Drogenbosses. «Wir beglückwünschen die mexikanische Regierung», twitterte die US-Behörde und lobte den Mut der am Einsatz beteiligten Beamten.
Die USA hatten die Auslieferung Guzmáns gefordert, nachdem er 2014 festgenommen worden war. Mexiko hatte dies bislang abgelehnt, weil es ihn selbst vor Gericht stellen wollte. Dieses Mal könnten die mexikanischen Behörden den Drogenboss jedoch an das Nachbarland ausliefern, das Guzmán inzwischen per Haftbefehl sucht.
Der Schnurrbartträger heiratete 2007 eine 18-jährige Schönheitskönigin. Er soll zehn Kinder von verschiedenen Frauen haben. Seine Familie zahlte einen hohen Preis für sein Leben als Drogenboss. Einer seiner Brüder wurde 2004 in einem mexikanischen Gefängnis ermordet, ein Sohn wurde 2008 auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums erschossen.