Drogenhandel und Prostitution zählen zu BIP in Italien

Politische Parteien, Richterverbände und Konsumentenorganisationen laufen in Italien Sturm. Grund sind neue Vorgaben der EU bei der Berechnung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), die ab September auch in Italien angewandt werden.

Unzufrieden: Der italienische Populist Beppe Grillo (Archiv) (Bild: sda)

Politische Parteien, Richterverbände und Konsumentenorganisationen laufen in Italien Sturm. Grund sind neue Vorgaben der EU bei der Berechnung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), die ab September auch in Italien angewandt werden.

Demnach sollen auch Drogenhandel, Prostitution und Zigarettenschmuggel bei der BIP-Berechnung berücksichtigt werden. Die illegalen Geschäfte werden modellmässig berechnet, weil es für diese Kategorie von Aktivitäten keine Basisstatistiken oder Erhebungen gibt, wie italienische Medien berichteten.

Das BIP, das den Wert aller innerhalb eines Jahres hergestellten Waren und Dienstleistungen misst, werde so im Vergleich zur bisherigen Berechnungsmethode zulegen, heisst es in Rom, wo eine heftige Polemik tobt.

«Die Regierung Renzi hat Wirtschaftswachstum versprochen, das nicht eintrifft. Mit Drogen und Prostitution wird Italien BIP jetzt automatisch um zwei Prozentpunkte wachsen», protestierte der Populist Beppe Grillo, Chef der oppositionellen Fünf Sterne-Bewegung.

Der Sekretär des italienischen Richterverbands, Maurizio Carbone, warnte vor der Gefahr, dass die illegalen Aktivitäten der organisierten Kriminalität jetzt de facto legalisiert werden. Der Konsumentenschutzverband Adusbef sprach von einem «vom ethischen Standpunkt unannehmbaren Beschluss».

Auch im konservativen Mitte-Rechts-Lager herrscht Empörung. «Es ist eine Schande, dass bei der BIP-Berechnung illegale Aktivitäten berücksichtigt werden», kommentierte Senator Maurizio Gasparri von der konservativen Oppositionspartei Forza Italia um Ex-Premier Silvio Berlusconi.

Die Schattenwirtschaft in Italien macht laut Schätzungen 21,1 Prozent des BIP aus. Unter Schattenwirtschaft verstehen die Experten vor allem Schwarzarbeit, aber auch andere kriminelle Aktivitäten.

Nächster Artikel