Auf Martin Johnsrud Sundby lastet an der nordischen Ski-WM der grösste Druck. Der beste Langläufer der vergangenen Jahre muss endlich Gold in einem WM-Einzelrennen in seinen Besitz bringen.
Northug 13, Sundby 1. Gemeint sind die Anzahl Goldmedaillen, die die beiden Norweger an Weltmeisterschaften bislang erringen konnten. Den einen WM-Titel hat Sundby vor sechs Jahren mit der Staffel errungen. Auf einen Sieg in einem Einzelrennen an einem Grossanlass wartet der 32-Jährige aus Oslo bis heute.
Wie gewohnt führt Sundby die Gesamtwertung im Weltcup an. Die Dominanz und Leichtigkeit der vergangenen Winter scheint dem zweifachen Tour-de-Ski-Sieger heuer gleichwohl etwas abhanden gekommen sein. 13 Mal stand er in dieser Saison bereits auf dem Podest, jedoch «nur» viermal zuoberst. 2014 und 2015 vermochte Sundby seine ausgezeichnete Form aus dem Weltcup bei den Grossanlässen nicht abzurufen. Dies trug ihm neben Häme auch viel Kritik ein. Ihm wurde eine falsche Trainingssteuerung vorgeworfen, während andere – wie beispielsweise der sich diesmal ausser Form befindende Petter Northug – beim Saisonhighlight bereit für die Medaillenjagd waren.
Eine, die weiss, wie man WM-Gold gewinnt, ist Marit Björgen. Mit 14 Titeln ist die 36-Jährige die Rekordweltmeisterin. 14 Monate nach der Geburt ihres Sohnes Marius will die Norwegerin, die ihre unmittelbare WM-Vorbereitung in Davos absolvierte, ihre Gold-Jagd in Lahti fortsetzen. «Wenn ich es schaffe, eine Goldmedaille zu erringen, wäre ich sehr glücklich.» Siegchancen rechnet sie sich in drei Rennen aus – über 10 km, im Skiathlon und über 30 km. Anfang Februar an den norwegischen Meisterschaften sowie bei der WM-Generalprobe in Otepää am vergangenen Wochenende lief die Gewinnerin von 106 Weltcup-Einzelrennen die Konkurrenz in Grund und Boden.
Mit der Weltcup-Leaderin Heidi Weng und Ingvild Flugstad Östberg erfährt Björgen auch in Abwesenheit von Therese Johaug (Dopingsperre) Konkurrenz aus dem eigenen Team. Als erste Herausforderinnen dieses norwegischen Trios gelten die Schwedinnen Stina Nilsson und Charlotte Kalla sowie die Finnin Krista Pärmäkoski, der bei den meist speziellen Strecken-Verhältnissen in Lahti der Heimvorteil zum Vorteil gereichen könnte.
Neun verschiedene Saisonsieger
Beim Skispringen die WM-Favoriten an einer Hand abzuzählen, ist schwierig. Bei bislang 21 Weltcup-Wettkämpfen gab es neun verschiedene Sieger. Aufgrund seiner Erfahrung auf der Rechnung haben muss man auf jeden Fall den Polen Kamil Stoch, der trotz Schmerzen im Knie im Januar die Führung im Weltcup übernahm. Am konstantesten präsentierte sich vor der WM allerdings der Österreicher Stefan Kraft. Die letzten sieben Wettkämpfe beendete der 23-jährige Tournee-Sieger von 2015 stets unter den ersten drei. Und wäre er während der Vierschanzentournee und den Wettkämpfen in Polen nicht gesundheitlich angeschlagen gewesen, würde er wohl die Weltcup-Gesamtwertung anführen.
Sowohl auf der Normal- als auch auf der Grossschanze sind die Titelverteidiger in Lahti nicht am Start. Der Norweger Rune Velta trat im vergangenen Sommer zurück, Severin Freund musste die Saison aufgrund eines Kreuzbandrisses einen Monat vor Beginn der WM beenden. Die deutschen Hoffnungen ruhen seither auf dem erst 21-jährigen Andreas Wellinger. Der Bayer stand nach der Vierschanzentournee bei acht von zehn Wettkämpfen auf dem Podest.
In der Nordischen Kombination käme alles andere als deutsche WM-Festspiele einer Überraschung gleich. Waren Johannes Rydzek, Eric Frenzel und Fabian Riessle im Weltcup am Start, siegte stets einer von ihnen. Vor zwei Jahren in Falun gewann Rydzek in jedem der vier WM-Wettkämpfe eine Medaille (zweimal Gold).