Ein Grand-Slam-Halbfinal gegen die Nummer 47 der Welt, die noch nie ein Turnier gewonnen hat. Das klingt für Timea Bacsinszky nach einer einmaligen Chance.
Die Lettin, die am Halbfinaltag ihren 20. Geburtstag feiert, hatte Anfang Jahr am Australian Open erstmals überhaupt die 3. Runde eines Grand-Slam-Turniers erreicht. Einen WTA-Titel hat sie (noch) keinen in ihrem Palmares. Zudem gilt sie mit ihrem Vollgas-Powertennis nicht gerade als Sandspezialistin. «Das ist eigentlich nicht mein Lieblingsbelag», bestätigte sie nach dem Sieg am Dienstag. In Paris hat sie nun aber unter anderen die Olympiasiegerin Monica Puig, die ehemalige French-Open-Finalistin Samantha Stosur und die frühere Nummer 1 Caroline Wozniacki bezwungen.
«Sie steht im Halbfinal, weil sie unglaublich gut spielt», betont denn auch Timea Bacsinszky. Von zusätzlichem Druck, weil sie die Favoritin ist, will sie vor dem Spiel von heute (um 15.00 Uhr) nichts wissen. Vielmehr hofft sie an ihrem 28. Geburtstag auf ihre zusätzliche Erfahrung. «Der verlorene Halbfinal vor zwei Jahren gegen Serena Williams wird mir helfen», denkt sie. Damals führte sie mit einem Satz und einem Break, ehe die Amerikanerin wie aus heiterem Himmel zehn Games in Folge gewann.
Obwohl sie noch nie gegen Ostapenko gespielt hat, kennt die als Nummer 30 gesetzte Waadtländerin ihre Gegnerin gut, weil sie letztes Jahr in Wuhan zusammen Doppel gespielt haben. «Sie hat einen guten Aufschlag und zieht ihre Schläge voll durch», weiss Bacsinszky. «Aber sie ist auch sehr nett und sehr lustig.»
Meisterin der Variation
Bacsinszky glaubt zwar nicht, dass die junge Ostapenko wegen ihrer Unerfahrenheit nervös sein könnte. «Ich habe den Eindruck, dass sie nie ein Zögern verspürt. Vielleicht trinkt sie ja den Druck weg.» Die Schweizerin spielt aber in der Regel gut gegen die Spielerinnen mit den harten Grundlinienschlägen, da sie eine der wenigen Frauen ist, die einen Plan B aus dem Ärmel ziehen und ihr Spiel variieren können.
Dass beide am gleichen Tag Geburtstag feiern, findet sie amüsant. «Ihr Geburtstag ist aber viel wichtiger», sagte sie lachend. «Sie wird erstmals eine zwei vorne dran haben, 28 ist dagegen überhaupt nichts Spezielles.» Der 8. Juni hingegen hat in der Geschichte von Roland Garros eine besondere Bedeutung. Ein gewisser Gustavo Kuerten gewann am 8. Juni 1997 erstmals das French Open – als Nummer 66 der Welt. Noch 19 Plätze schlechter klassiert als die begeisterte Samba-Tänzerin Ostapenko. Bacsinszky ist also gewarnt.