Im ersten Halbfinal-Hinspiel der Champions League empfängt Atletico Madrid heute Abend den englischen Rivalen Chelsea. Die Spanier sind nicht nur wegen Starstürmer Diego Costa leicht zu favorisieren.
Am Samstag erlitt Chelsea gegen den Tabellenletzten Sunderland eine Heimniederlage – die erste für José Mourinho im 78. Premier-League-Heimspiel als Trainer der Londoner – und verspielte damit die letzte realistische Titelchance. Dem Portugiesen ist indes jederzeit ein taktischer Geniestreich zuzutrauen, vor allem dann, wenn sein Team eher als Aussenseiter antritt. Der «Telegraph» beschrieb diese Fähigkeit so: «Mourinho ist nie gefährlicher als nach einem Rückschlag.»
Auch im Madrider Stadion Vicente Calderon ist der smarte Taktiker darauf angewiesen, dass seine häufig gescholtenen Angreifer den Weg zum gegnerischen Tor finden. Im Viertelfinal-Rückspiel hatte Mourinho den richtigen Riecher, als seine Ersatzstürmer André Schürrle und Demba Ba mit ihren Toren den Weg in die Halbfinals ebneten. Wie sehr sich Chelsea vor dem gegnerischen Tor schwer tut, zeigt ein Blick auf die Tabelle der Premier League. Die Konkurrenten um den Titel, Liverpool und Manchester City, haben 29 beziehungsweise 21 Tore mehr erzielt.
Erschwerend kommt hinzu, dass neben dem am Knie verletzten Samuel Eto’o vermutlich auch der belgische Ideengeber Eden Hazard, Chelseas Topskorer mit 17 Toren in allen Wettbewerben, in Madrid wegen einer Wadenverletzung fehlen wird. Zudem stellt sich den Engländern die stärkste Defensive des Kontinents entgegen. Sowohl in der Primera Division als auch in der Champions League hat Atletico Madrid von allen Teams am wenigsten Gegentore kassiert. Dabei ist die Abwehrreihe von Coach Diego Simeone mit dem Spanier Juanfran, dem Brasilianer Miranda, dem Uruguayer Diego Godin und dem Italo-Brasilianer Filipe nicht mit Stars bestückt.
«Auch wenn wir nicht besser sind als der Gegner, so sind wir zumindest in Sachen Begeisterung unschlagbar», sagte Captain Gabi Fernandez. Wie bei Chelsea ist auch bei Atletico die defensive Ordnung die Erfolgsbasis und das Prunkstück zugleich. Etwas haben die Spanier ihrem heutigen Gegner ausserdem voraus: Sie verfügen mit Diego Costa über einen Stürmer, der seit Monaten trifft, wie es ihm beliebt. 34 Tore hat er in Meisterschaft und Champions League für Atletico in dieser Saison erzielt. Genau gleich viele wie die vier Chelsea-Stürmer Samuel Eto’o, Fernando Torres, André Schürrle und Demba Ba zusammen.