Von Mittelamerika bis China: Weltweit haben Dürren grosse Landstriche ausgetrocknet. In Chinas Nordosten etwa ist die Trinkwasserversorgung für Hunderttausende gefährdet.
Allein in der Provinz um Peking haben laut Behörden mehr als 100’000 Menschen nur noch eingeschränkten Zugang zu Trinkwasser, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.
In der angrenzenden Provinz Liaoning sieht es nicht besser aus: Dort erleben die Menschen die schlimmste Trockenheit seit 1951. Ernten wurden vernichtet und Tausende Tiere könnten verdursten. Zwischenzeitig war der Trinkwasserzugang für 330’000 Menschen gefährdet.
Feng Hu von der Nichtregierungsorganisation China Water Risk macht für die extreme Trockenheit unter anderem eine wenig nachhaltige Landwirtschaft verantwortlich. «Das Problem wird immer schlimmer. In Zukunft wird es noch intensivere Trockenheit geben», warnte er in Peking.
Der Wasserhaushalt in Peking und Hebei sei mit Jordanien vergleichbar. Trotzdem verstünden viele Menschen in der Region erst sehr langsam, wie kostbar Wasser sei.
Auch Guatemala stark betroffen
Wegen der schwersten Dürre seit Jahrzehnten in Mittelamerika bat Guatemalas Präsident Otto Pérez kürzlich die internationale Gemeinschaft um Hilfe. Nach wochenlanger Trockenheit hatte Pérez am Montag den Notstand in 16 der 22 Departemente von Guatemala ausgerufen.
«Angesichts dieses Desasters müssen wir etwas tun. 1,2 Millionen Guatemalteken haben keine Lebensmittel für die kommenden Monate», sagte der Staatschef. Im sogenannten Trockengürtel im Zentrum und Westen Mittelamerikas hat es seit Wochen nicht geregnet. Die Schäden durch Ernteausfälle und verendetes Vieh gehen in die Millionen.
Schwer vorhersehbar
Der Dürre-Experte bei der UNO-Ernährungsorganisation FAO in Rom, Oscar Rojas, betont, Dürren vorauszusagen, bleibe schwierig.
Das Jahr 2014 schätzt Rojas auf die gesamte Welt betrachtet eigentlich als wenig dürr ein. Das internationale Institut für Klimaforschung IRI sagt laut Rojas für die Zeit von September bis November mögliche Dürren in Indonesien, Brasilien und Australien voraus.
Rojas steht diesen Prognosen aber kritisch gegenüber: Die Wahrscheinlichkeit liege maximal bei 50 Prozent. Problematisch sei es auch, Dürren mit dem Klimawandel in Verbindung zu bringen, warnte der Experte. «Unsere Statistiken bestätigen da derzeit noch nichts.»
Unberechenbar macht die Voraussagen nach Angaben von Rojas auch das Klimaphänomen «El Niño». «Es sorgt dafür, dass wir in Peru Überflutungen haben und zur selben Zeit in Venezuela eine Dürre. Man kann nie vorher wissen, wo es sich wann wie auswirkt. Es beeinflusst ungefähr drei Viertel der Welt und ist azyklisch.»
In einigen Ländern Mittelamerikas wie Nicaragua und Venezuela vernichte eine Dürre zurzeit in weiten Gebieten 25 bis 40 Prozent der Ernte, erklärte Rojas. In besonders betroffenen Regionen seien es sogar über 80 Prozent. Vor allem für Nicaragua schätzt Rojas die Folgen als schwerwiegend ein: «In dieser Region sind überwiegend kleine Farmer aktiv, wenn sie ihre Lebensgrundlage verlieren, gefährdet das die Sicherheit des Landes.»